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Jugend-Solidarität

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Die SPÖ-Jugend rebelliert gegen die - ihrer Meinung nach - zu konziliante und ideenlose Parteiführung. In der ÖVP scheinen die Jungen zu den Neos gewechselt zu sein, aber die kritisieren ebenfalls die Konzeptlosigkeit der ÖVP-Führung. Die Gewerkschaftsjugend fordert vom Finanzminister ein Ende der Banken-Rettungen. Die Junge Wirtschaft fordert ein einheitliches Pensionsrecht für alle. In der Hochschülerschaft führen der Zustand der Unis und der Stillstand der Bildungspolitik zu wütenden Protestdemos.

Trotz ihrer unterschiedlichen weltanschaulichen Herkunft treffen sich alle bei einem Thema: Für die Gegenwart wird zu viel Geld ausgegeben, für die Zukunft zu wenig. Trotzdem schaffen es die Jugendorganisationen nicht, sich zusammenzurotten und dem "Establishment" gemeinsam die Leviten zu lesen, obwohl der Ärger-Pegel mittlerweile generell im roten Bereich anzusiedeln ist.

Vermutlich liegt das auch daran, dass der Wohlstand im Land und die sozialen Errungenschaften beträchtlich sind. Für Gratis-Zahnspangen oder zusätzliche Unternehmensförderungen ist kaum noch Solidarität zu erhalten. Wozu auch?

Eine Regierung, die gern verwaltet, aber wenig gestaltet, ist im Verein mit der Wirtschaftskrise und der neuen geopolitischen Lage allerdings gerade für die Jugend eine Herausforderung. Zwei Beispiele: In Tirol sinken die Schülerzahlen, warum dort also mehr Geld in Bildung investieren? Wird aber. In Wien steigen die Schülerzahlen, dafür ist dann zu wenig Geld da. Sinnvoll? Natürlich nicht.

Sollte die Ukraine-Krise weitere Banken-Hilfen nötig machen, was dann? Um die Beweglichkeit des - üppig dotierten - öffentlichen Systems in Österreich zu erhöhen, müssen Systemveränderungen her. Die jetzige Politikergeneration hat die geltenden Regeln vereinbart und ist in einer anderen Welt groß geworden.

Für die heute Unter-25-Jährigen sind EU und Euro Selbstverständlichkeiten. Dass diese nicht von Gott gegeben, sondern Errungenschaften sind, erleben wir am aktuellen Beispiel Ukraine.

Wenn also alle institutionalisierten Jugendorganisationen (und auch die spontanen Schwärme in den sozialen Netzwerken) mit dem Status quo unzufrieden sind, müssen sie ein Schäuferl nachlegen. Der jetzige Wohlstand ist durch solidarische Bewegungen über alle Partei- und Landesgrenzen hinweg entstanden. Der künftige ist wohl auch nicht anders zu erreichen.