Der Europäische Rat hat erste, wichtige Schritte gesetzt. Die Beschlüsse und ihre Wirkung dauern aber - aus Sicht der Bevölkerung - oft zu lange.
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Auf dem heutigen Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs wird der Status quo der Beschäftigungsinitiative für Jugendliche thematisiert. Während die europäischen Mühlen erst in Gang kommen, zeichnen die aktuellen Statistiken ein dramatisches Bild: In der Europäischen Union ist knapp jeder Vierte unter 25 Jahren ohne Arbeit, wobei die Diskrepanz zwischen den einzelnen Ländern groß ist: In Griechenland etwa beträgt die Jugendarbeitslosigkeit 61,5 Prozent und in Spanien 56 Prozent, Österreich befindet sich mit 8,6 Prozent unter den EU-Ländern mit der niedrigsten Jugendarbeitslosigkeit. Die Jugendbeschäftigungsraten fielen in Europa in den vergangenen vier Jahren jedoch dreimal stärker als die allgemeinen Beschäftigungsraten.
Das Thema Beschäftigung ist Umfragen zufolge die Hauptsorge der Europäer. Mehr als die Hälfte der Befragten führen die Erwerbslosigkeit als ein politisches Problem an. 51 Prozent meinen, dass Arbeitslosigkeit die größte Herausforderung ihres Landes sei. 31 Prozent der Österreicher sehen das genauso (Eurobarometer 2013).
Der Europäische Rat hat mit seiner Initiative zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit erste, wichtige Schritte gesetzt. Die Zeit drängt. Sechs Milliarden Euro sollen rasch Regionen zugutekommen, die eine Arbeitslosenrate junger Menschen von 25 Prozent oder höher aufweisen. Im Gegenzug müssen diese Regionen der Europäischen Kommission bis Ende des Jahres geeignete Projekte vorlegen. Das Europäische Parlament fordert seinerseits die Berücksichtigung beschäftigungspolitischer Maßnahmen bei den nationalen Reformprogrammen und Qualitätsstandards für Praktika und Lehrstellen.
Trotz der beschlossenen Schritte ist die Anzahl der jungen Erwachsenen ohne Arbeit stetig angestiegen. Solange kein signifikantes Wirtschaftswachstum zu verzeichnen ist, wird sich auch die Situation auf dem Arbeitsmarkt nicht entspannen. Denn nur Wirtschaftswachstum kann die bitter benötigten neuen Arbeitsplätze schaffen.
Vorstöße der EU-Verantwortlichen stehen daher ganz unter dem Vorzeichen Wirtschaftswachstum: Investitionen in Forschung, ein einheitlicher digitaler Markt, geförderte Kredite für Klein- und Mittelunternehmen, Fortschritte bei der Bankenunion und noch einiges mehr. Inwiefern diese Ansätze signifikant zu mehr Jugendbeschäftigung führen werden, bleibt offen. Die Beschlüsse und ihre Wirkung dauern jedenfalls - aus Sicht der Bevölkerung - oft zu lange.
Die Umfragewerte zeigen, dass es schon längst ein Bewusstsein für die schwierige Beschäftigungssituation in Europa gibt. Die europäische Politik sollte die verschiedenen Nationalstaaten zu konkreten Ansagen bewegen, wie eine Jobgarantie für Jugendliche in den einzelnen Ländern tatsächlich umgesetzt werden kann.
Die europaweite Ausbildungs- und Jugendarbeitsplatzgarantie, wie sie von EU-Institutionen beschlossen wurde, ist ein bedeutender Schritt, reicht aber alleine nicht aus. Den Worten sollten auch rasch Taten folgen.