Zum Hauptinhalt springen

Jugendliche sind von der Krise doppelt betroffen

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Im Freundeskreis ist die Krise noch kein Gesprächsthema, Sparen aber schon. Foto: bb

Gespart wird bei Alkohol und Partys. | Festklammern am eigenen Körper. | Wien. Die Jugendlichen bekommen die Wirtschaftskrise doppelt stark zu spüren, sind sich Jugend- und Freizeitforscher einig. Zum einen sei besonders der Nachwuchs gefährdet, arbeitslos zu werden oder keinen Ausbildungsplatz zu finden. Gleichzeitig treffe es die Jugendlichen meist als erste, wenn ihre Eltern das Familienbudget herunterschrauben müssen: Der Kauf des Haustieres wird dann verschoben, berichtet etwa die 15-jährige Wiener Schülerin Tina - das Taschengeld gekürzt.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Besonders betroffen vom Einkommensrückgang sind die 20- bis 29-Jährigen, zeigt eine aktuelle Erhebung des Marktforschers "tfactory". Um bis zu 50 Euro stehen ihnen monatlich weniger zur Verfügung. Sparen ist angesagt. Dabei wollen die jungen Menschen laut Studie vor allem für Ausgehen, Alkohol und Zigaretten weniger Geld ausgeben.

Nicht gespart wird hingegen bei allem was den eigenen Körper schmückt. Besonders angesagt seien nach wie vor Piercings und Tattoos. Ein großer Teil des verfügbaren Geldes fließt vor allem in Kosmetika und Körperpflege. So berichtet die heimische Drogeriekette dm etwa von einer starken Nachfrage nach Eigenmarken, die speziell für Teenager konzipiert wurden.

Der Körper als Kapital

Der Jugendforscher Philipp Ikrath kennt für das jugendliche Konsumverhalten einen simplen Grund: In ungewissen und immer komplexer werdenden Zeiten sei der Körper das einzige Kapital der Teenager - etwas, das sie selbst gestalten könnten. Auch Peter Zellmann vom Institut für Freizeitforschung bestätigt: "Das Wichtigste für die Jugendlichen ist die Selbst-Darstellung."

Kaum Auswirkungen dürfte die Wirtschaftskrise vorerst auf das Wohn- und Reiseverhalten der Jugendlichen haben. So glaubt der Freizeitforscher Zellmann nicht, dass die Jugend jetzt weniger häufig in die eigenen vier Wände zieht, wie es etwa in Spanien der Fall ist. In Österreich gebe es ohnehin schon länger den Trend zum "Hotel Mama". Dieser könnte sich nun verstärken. Und bei EF, einem Anbieter von Jugend-Sprachreisen, hat man lediglich bemerkt, dass die Kunden heuer viel später buchen, von einem Einbruch sei noch keine Spur.

Parallel zur ökonomischen Krise zeichnen sich bei den Jugendlichen auch Sinnkrisen ab: Viele hätten Angst, dass sie den Lebensstandard ihrer Eltern nicht halten werden können, heißt es. Gefühle würden dann etwa durch Rebellion oder neue Lebensstile - wie etwa als "Emo" oder "Krocha" - ausgedrückt.