"Jugend macht Europapolitik", diesem Motto hat sich das Europazentrum Graz ganz verschrieben. Das heuer zum 17. Mal veranstaltete "Europäische Jugendtreffen", das am Wochenende im obersteirischen Kapfenberg zu Ende ging, war dem Aufbau und den Perspektiven der EU gewidmet. In einer von den Jugendlichen verabschiedeten Resolution wird Fremdenfeindlichkeit verurteilt. Höhepunkt des Jugendtreffens war denn auch ein Planspiel zu "Migration, Rassismus, Intoleranz", das vor der Vertretung der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament in Wien präsentiert wurde.
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Erika hat die Rolle der Präsidentin des Europäischen Parlaments (EP) übernommen, Carmen übte sich als Grüne EU-Abgeordnete, Alfonso von der SPE als Pressesprecher der EU-Kommission und Daniele als Parlamentarier einer kleinen Partei - der Liberalen - und EP-Ausschuss-Vorsitzender. Er habe für "seine" Partei Ideen im EU-Arbeits- und Sozialausschuss vorgebracht und die möglichen Übergangsfristen am Arbeitsmarkt für neue EU-Länder diskutiert.
Durchaus realistische Situationen aus der aktuellen Europa-Politik haben die rund 60 Jugendlichen aus Österreich, Italien, Spanien, Deutschland, den Niederlanden, Ungarn, Kroatien oder Bosnien bei ihrem Treffen in der Steiermark simuliert.
Jugendliche in der Rolle von EU-Abgeordneten
Ausgangspunkt des heurigen Treffens war das Funktionieren des EU-Parlaments. Die Institutionen und die Entwicklung der EU wurde den 17- bis 24-Jährigen in einer ersten Phase von Wissenschaftern der Universitäten Graz und Salzburg näher gebracht.
In der praxisnahen Aufbereitung der Themen Migration, Rassismus und Intoleranz schlüpften die Jugendlichen auch in die Rolle von Asylwerbern, um so mögliche Fremdenfeindlichkeit am eigenen Leib zu erfahren, berichtete der Münchner Europa-Jurist Klaus Stürmer.
Im Plenum des EU-Parlaments hatten die Jugendlichen die Interessen ihrer Fraktion zu vertreten, nicht die Partikularinteressen ihres Landes. Die scheinbar schwierigste Aufgabe war für die Studenten die sprachliche Verständigung untereinander. "Tagungssprachen" waren Deutsch und Italienisch, aufwendige Übersetzungen in andere Sprachen waren daher notwendig - ganz so wie in der Realität. "Neben politischer Weiterbildung haben wir auch gelernt, andere Kulturen zu akzeptieren und die Angst vor dem Fremden abzubauen", bilanzierten die Teilnehmer des Jugendtreffens. 125 Europa-Häuser gibt es in mittlerweile 26 Ländern unter dem Dach einer Internationalen Föderation (Fédération Internationale des Maisons de l'Europe, kurz: FIME).
125 Europa-Häuser in 26 Ländern
In Österreich stehen sieben Europa-Häuser. Unter ihnen leiste das Europazentrum Graz die intensivste Arbeit österreichweit, meinte Willibald Richter. Gegründet wurden die Europa-Häuser bereits 1962 unter der Schirmherrschaft des Europarats in Straßburg.
Die "Europäischen Jugendtreffen" werden alljährlich ausgeschrieben, vor allem an Schulen. Das Dilemma für die Organisatoren: An den internationalen Jugendtreffen in Österreich wollen kaum einheimische Schüler oder Studenten teilnehmen, stellte Willibald Richter vom Europazentrum Graz ernüchtert fest. "Es ist nun einmal chiquer, ins Ausland zu fahren."
Nähere Informationen über die Europa-Häuser in Österreich und die Internationale Föderation gibt es im Internet unter: http://www.europahaus-graz.at/ oder: http://www.fime.org/ .