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In der deutschen Bundesliga werden am Wochenende alle Augen an die Weser gerichtet sein. Nicht etwa, weil das Spiel Werder Bremen gegen TSG Hoffenheim am Samstag (15.30 Uhr), das Duell des Vorvorletzten mit dem Vorletzten also, unbedingt besondere ballestrische Schmankerl verheißen würde, sondern weil schon jetzt sicher ist, dass dabei ein Rekord aufgestellt wird. In Julian Nagelsmann wird auf Seiten der Gäste der jüngste Bundesliga-Chefcoach aller Zeiten auf der Bank sitzen respektive davor herumhüpfen. Bei seinem Debüt ist Nagelsmann gerade einmal 28 Jahre alt. Nur Bernd Stöber war vier Jahre jünger, als er 1976 für ein Spiel als Interimscoach beim 1. FC Saarbrücken das Sagen hatte. Doch mit Nagelsmann hat die TSG Größeres vor, schon im Oktober hat man ihn als designierten Nachfolger von Huub Stevens für die kommende Saison vorgestellt. Da Stevens sich aber aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurückgezogen hat, kommt der bisherige U19-Trainer schon jetzt zum Zug. Für den Klub ist es die logische Lösung und ein - nach dem Motto: Schlimmer geht’s nimmer - kalkulierbares Risiko. Nagelsmann kennt das Umfeld, die Strukturen, kann gut mit Gönner Dietmar Hopp und bringt neben unbestrittener Fachkompetenz jenen Elan mit, den es braucht, um in einer akut abstiegsbedrohten Mannschaft neues Feuer zu entfachen.
Doch für ihn selbst und letztlich eine ganze Generation ist es ein echter Härtetest. Zuletzt war im deutschen Fußball ein erfreulicher Trend zu beobachten, der es bis jetzt noch nicht ganz nach Österreich geschafft hat: nämlich jungen Trainern aus den eigenen Reihen eine Chance an vorderster Front zu geben. Unter diesem Gesichtspunkt kann man Nagelsmann - Sympathie hin oder her - nur alles Gute wünschen.