Julya Rabinowich, Trägerin des diesjährigen Rauriser Literaturpreises, über Migrantenliteratur, Russland in der Krise und österreichische Asylpolitik
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Wiener Zeitung: Sie werden am 25. März den Rauriser Literaturpreis erhalten, der die beste deutschsprachige Prosa-Erstveröffentlichung auszeichnet. Fühlen Sie sich unter Druck gesetzt, nach Ihrem preisgekrönten Roman "Spaltkopf" bald ein nächstes Buch vorlegen zu müssen?
Julya Rabinowich: Nein, ich würde mich erst beim dritten Buch furchtbar unter Druck gesetzt fühlen. Beim zweiten noch nicht, weil ich noch nicht einmal realisiert habe, dass das erste geschrieben ist. Ich bin noch entspannt. Wenn das zweite absehbar fertig sein wird, werde ich Krämpfe bekommen. Ich freue mich darauf, im Unterschied zum ersten Buch keine Nabelschau mehr betreiben zu müssen. Ich habe mir ganz bewusst eine andere Identität dafür gesucht.
Das Spannende beim Schreiben ist ja, dass ich jedes Mal in die Identität der von mir beschriebenen Figuren schlüpfen kann. Das Schreiben hat für mich immer eine große Nähe zum Theater. Ich sehe und spüre die Charaktere in mir. Ich bin ja nicht so tapfer gewesen, gleich einen ganz großen Schritt zu machen, sondern schrieb in "Spaltkopf" zunächst über Dinge, die ich erlebt habe. Die Schicksale, aus denen ich schöpfe, kenne ich aus meiner Arbeit mit Flüchtlingen. Es sind geliehene Identitäten, aber ich kenne sie sehr gut.
In "Spaltkopf" erzählen Sie von einer jüdischen Familie, die in den 1970er Jahren Russland verlässt. Sie selbst sind 1977 im Alter von sieben Jahren nach Österreich gekommen. Erinnern Sie sich an den ersten Tag hier?
Ja, nicht nur an den ersten Tag, auch an die erste Zeit, weil sie so einschneidend war. Es war kein Schock, sondern eine Überflutung, eine Umwerfung sondergleichen. Ich hatte geglaubt, wir fahren auf Urlaub nach Litauen, plötzlich stiegen wir in Wien aus. Mir war den ganzen Flug über schlecht gewesen. Das kann man auch symbolisch sehen: Ich war sehr froh, wieder Boden unter den Füßen zu haben. Ich ging mit meiner Mutter aufs Klo, weigerte mich aber, es zu benutzen, weil es mit Marmor getäfelt war und ich den Eindruck hatte, in einem Palast zu sein. Goldene Hähne, Spiegel, tolle Beleuchtung. Dann saßen wir in einem bewachten Bus, den eine Flüchtlingsorganisation bereitgestellt hatte. Kurz zuvor hatte es nämlich einen Anschlag auf russische Auswanderer gegeben. Ich hatte aber das Gefühl, dass wir etwas Schlimmes angestellt hätten und deshalb festgehalten würden. Alle Erwachsenen waren hysterisch. Nachdem wir uns bei dieser Organisation angemeldet hatten, gingen wir an einem Kaugummi-Automaten vorbei. Der war die Offenbarung des Westens. Ich war im Land, in dem Kaugummi und Honig flossen!
Man sagt der "Migrantenliteratur" einen Hang zum Autobiographischen nach. Ist das so?
Mir scheint, dass der Begriff "Migrantenliteratur" meist eher abschätzig verwendet wird. Er ist auf solche Schreibende gemünzt, die noch keine Schriftsteller sind, sondern gleichsam an der Schwelle dazu stehen. Also würde diese Bezeichnung passen, wenn sie Menschen meint, die über eine Grenze blicken, aber noch nicht angekommen sind. So betrachtet, ist "Migrantenliteratur" für mich ein geradezu rassistischer Begriff. Es gibt viele Schriftsteller, die sich mit Entwurzelung beschäftigen, aber selbst unter denen würde man nicht viele "Emigrantenliteraten" finden.
Ich verstehe schon, worauf man hinaus möchte: Eine Flucht, eine Auswanderung, ist ein traumatisches Erlebnis. Man versucht, solche Erlebnisse zu bewältigen. Ich nehme an, dass man durch das Schreiben Abstand gewinnen kann. Aber das Ergebnis solcher Bewältigung muss noch lange keine Literatur sein. Und wenn es darüber hinaus geht, ist es keine Migrantenliteratur, sondern eben Literatur. Insofern ist der Begriff nur ein dünner Faden in einem breiten Teppich. Ich fühlte mich nicht sehr wohl, wenn ich mich lediglich auf einem dünnen Faden bewegen müsste. Oder würden Sie etwa Milan Kundera zur "Migrantenliteratur" zählen? Er begann auf Französisch zu schreiben und eben auch Werke, von denen ich nicht behaupten würde, dass sie autobiographisch sind. Dem rennt kein Mensch die Tür mit diesem Begriff ein. Er hat offensichtlich eine Qualität erreicht, die diesen Begriff nicht mehr notwendig macht.
Haben dann aber Kategorien wie "österreichische", "deutsche" oder "Schweizer Literatur" überhaupt Sinn?
Menschen schreiben menschliche Literatur - auch unmenschliche. Weitere Unterscheidungen finde ich nicht sinnvoll. Ich verwalte dieses große Ganze nicht und möchte es nicht kategorisieren. Ich verstehe, wenn ein solches Bedürfnis offenbar gegeben ist, aber ich nehme nicht an, dass es von den Schriftstellern ausgeht.
Welchen Erwartungshaltungen seitens der Kritik und der Leser sind Sie begegnet?
Ich habe mich absichtlich niemals damit beschäftigt, weil ich sie nicht wahrnehmen wollte. Für mein Schreiben ist es wesentlich besser, sie auszuschalten und einfach nur an dem zu arbeiten, was mir gerade in den Sinn kommt. Wenn ich beginne, es von einer anderen Position aus zu betrachten, lege nicht nur ich mir Steine in den Weg, sondern dann tun das bald auch andere. Mir ist klar, dass man Erwartungshaltungen auf Dauer nicht ausblenden kann, aber noch gelingt es mir. Das liegt vermutlich daran, dass bereits meine Familie sehr große und bestimmte Erwartungen an mich gestellt hat, shon von klein auf, und ich sie wirklich kunstvoll umschifft habe.
Wann kam für Sie der Punkt, an dem Sie sich entschieden haben, Ihre Erfahrungen künstlerisch zu verarbeiten?
Ich habe von klein auf gemalt, für mich ist es also seit jeher völlig normal, mich künstlerisch zu äußern, weil ich nichts anderes kannte. Ich komme aus einer Künstlerfamilie und war Menschen gewohnt, die hinter Papierbergen am Tisch saßen und die man nicht stören durfte. Das war der allgemeine Aggregatzustand der Familie. Meine Feen, also meine Großmutter, meine Mutter und mein Vater haben mir an der Wiege mitgegeben: Du wirst Malerin, so wie wir alle! Ich habe dann zaghaft versucht, in Richtung Theater auszubrechen und wollte Schauspielerin werden. Dennoch schickte man mich in Malkurse. Ich habe aber in der Malerei nie die Leichtigkeit erlangt, die ich beim Schreiben hatte, weil ich drei Felsen zu umschiffen hatte: meinen Vater, meine Mutter, meine Großmutter.
Noch dazu bot mir die deutsche Sprache die Möglichkeit, mich von diesen Figuren künstlerisch zu emanzipieren. Es würde mir nie einfallen, auf Russisch zu schreiben. Sprache ist immer Rüstung, an der Sprache merkt man rasch, ob man ausgeschlossen ist. In der Sprache verrät man sich auch am schnellsten als jemand, der von woanders kommt. Für mich war es von Anfang an klar, dass ich die Sprache mindestens so gut beherrschen wollte wie meine Widersacher. Gewalt braucht nicht viele Worte, kunstvolle Erniedrigung sehr wohl.
Wie intensiv ist Ihre Bindung an Russland heute? Welche Kraft beziehen Sie aus Ihrer Herkunft?
Meine russische Vergangenheit spielt auf jeden Fall noch eine Rolle. Ich habe sie zwar verdrängt und lange ausgesperrt, habe aber herausgefunden, dass sie mich auf eine Weise prägt, die mir gar nicht mehr bewusst war. Sie hat mir beim Schließen von Freundschaften eher genutzt, in Beziehungen war sie verheerend. Diese vermeintlich russische Distanzlosigkeit, die gleich als Übergriff interpretiert wird, wäre in Russland vermutlich völlig normal. Ich habe es also vermieden, den Menschen zu nahe zu kommen. Mit Kindern funktioniert es aber wunderbar, und ich kann deshalb auch gut mit Volksschulklassen arbeiten. Je intellektueller die Gruppe wird, umso schwieriger wird es. Hierzulande sind Intellektuelle analytisch, kühl und sezierend. Das wird geradezu als Voraussetzung angesehen. In Russland ist das keinesfalls so. Da lebt eine gewisse Verherrlichung der Emotion parallel zur Analyse. Ich möchte aber eine gefühlvolle Chirurgin sein.
Welchen Klischees von Russland begegnen Sie vor allem in Österreich?
Während die Franzosen auf die Barrikaden steigen und die Chinesen am Platz des Himmlischen Friedens von Panzern zerquetscht werden, sitzt der Russe zuhause und trinkt Wodka. Dabei kann er sehr lustig, kreativ, aber auch nur stumpf und dumm sein. Russische Frauen schminken sich sehr stark, haben hohe Stimmen, lassen ihr Fett absaugen und sind blond. Es mag stimmen, dass einige Russinnen, die in den Westen kommen, diese Kriterien erfüllen, weil sie sonst nicht in den Westen kämen. Aber das ist natürlich nicht das Bild, das der russischen Realität entspricht. Meine Mutter fragte man beispielsweise, ob wir im Winter in St. Petersburg zum Holzsammeln in den Wald gegangen wären. Sie hatte lang nicht kapiert, was damit gemeint war.
Viele meiner potentiellen Schwiegermütter hatten Angst, dass ich ihren Sohn ausbeute, ihn nur wegen der Staatsbürgerschaft, die ich aber längst hatte, ehelichen würde, an sein Geld herankommen oder ernährt werden wollte. Die Emigrantin will sich in die Heimaterde einbuddeln - dieses Gefühl bekam ich durchwegs vermittelt. Die ist ein Störkörper, der versucht, sich wie ein eingewachsener Zehennagel ins Fleisch der Gesellschaft zu bohren.
Haben Sie noch Kontakte in und zu Russland?
Wenige. Ich lebte zwar sieben Jahre dort, aber erwachsen wurde ich hier. Als ich wiederkam, war ich eine Fremde in einem entfremdeten Land. Ich fühlte mich sehr unwohl. Der Preis, den man zahlt, wenn man überall draußen bleiben möchte, ist eben der, dass man überall draußen bleibt. Meine Mutter fährt jedes Jahr nach Russland, ich war, seit der Eiserne Vorhang gefallen ist, zweimal dort. Das erste Mal fuhr ich, als unter Gorbatschow die Grenzen geöffnet wurden. Ich bekam einen psychosomatischen Anfall und hatte furchtbare Beschwerden. Dann stellte sich heraus, dass ich nicht zurückfahren konnte. Mein Ticket, dass ich in Wien gekauft hatte, war nicht gültig, sondern sicherte mir lediglich einen Warteplatz auf ein für Monate ausverkauftes Ticket. Ich saß fest, setzte Himmel und Erde in Bewegung, um doch noch heimzukommen. Am Ende legte ich eine sagenhafte Szene in der Botschaft hin, und sie stellten mir vorübergehend einen Diplomatenpass aus, sonst hätte ich kein Zug-Ticket zurück bekommen.
Ich war damals in meiner Punk-Phase mit blauen Haaren, Armee-Stiefeln, zerfetzten Strumpfhosen - und einem Diplomaten-Pass. Auf dem Weg zurück nach Wien saß ich im Abteil mit einem echten russischen Diplomaten, dem die Augen aus dem Kopf fielen, als er sah, wen die Österreicher als Diplomaten einsetzen.
Sie schreiben sowohl erzählende als auch dramatische Texte. Wie beeinflussen diese beiden Gattungen einander? Ich wusste lange nicht, dass ich Theater machen würde, und wusste auch nicht, dass ich das kann. Ich wurde von den "wiener wortstaetten" eingeladen, Theatertexte zu schreiben, und merkte bei den ersten Anläufen, wie anders das war. Diese Umstellung hat mich gereizt. Ich schrieb "Tagfinsternis" und merkte danach, dass ich mir mit meinem Roman leichter tat. Dann kamen noch drei Stücke. "Romeo ± Julia" war ein Auftragswerk, da gab es klare Vorgaben - und eine Woche Zeit, es zu schreiben. Das war ein Himmelfahrtskommando, aber ein schönes. Auch das Malen hat mir beim Theater geholfen, weil es ein Mittel ist, sich Dinge sehr genau vorstellen zu können. Ich sehe die Figuren auf der Bühne.
Sie arbeiten außerdem auch als Simultandolmetscherin in Psychotherapien mit Flüchtlingen. Welchen Einfluss haben diese fremden Biographien auf Ihr Schreiben?
Die Arbeit öffnet den Blick für Dinge, die sich üblicherweise in der Grauzone der Halb-Illegalität befinden. Solche Schicksale sind oft nicht vorstellbar für jemanden, der ausschließlich in der Sicherheit des Westens gelebt hat, vielleicht für jemanden, der Dritte-Welt-Länder bereist hat. Wir leben hier im Luxus und in Sicherheit.
Es ist schlimm, Menschen zu erleben, die diese Sicherheit nie gehabt haben und das in ihrer Psyche mit sich tragen. Einige haben Kinder und Familienangehörige verloren, andere wurden wegen abweichender politischer Meinungen verfolgt. Flucht ist so gut wie nie freiwillig, Entwurzelung bedeutet immer Leiden. Dass jemand hierher kommt, um sich aushalten zu lassen, ist eine falsche Vorstellung. Wer nimmt es schon freiwillig auf sich, Verwandte und Bekannte nicht mehr zu sehen, nicht arbeiten zu können? Das sind Abgründe, vor denen sich die Medien verschließen. Abgründe haben mich immer angezogen.
Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen: Wie schätzen Sie die österreichische Asylpolitik ein?
Die menschliche Ebene ist unmenschlich. Es müsste nicht so sein. Es ist kein Wunder, dass die meisten NGOs nicht vom Staat finanziert werden. Das hat nicht nur finanzielle Engpässe zur Folge, sondern auch Personalmangel und Überlastung. Für anderes wird hundertfach mehr Geld ausgegeben. Natürlich kriegt man als Flüchtling ein Dach über dem Kopf, muss nicht an Hunger sterben. Toll finde ich, dass man kostenlose medizinische Betreuung bekommt. Selbstverständlich gibt es auch sehr engagierte Ärzte. Die andere Seite: Ich gehe als Dolmetsch mit meinen Klientinnen auch zum Arzt, wenn sie Angst haben, traumatische Erlebnisse hatten und dergleichen. Wir gehen ins Spital und werden meistens anders behandelt als Einheimische. Ich hatte Fälle, die wurden einfach wieder weggeschickt, Kinder mit Lungenentzündung wurden abgewiesen, andere von einem Auto angefahren, ohne dass der Fahrer stehen geblieben wäre. Wenn der Durchschnittsösterreicher diese Schicksale besser kennen würde, hätte er kaum je das Vorurteil: Die kriegen alles und wir nichts. Leider transportieren die Medien nichts anderes.
Kann die Kunst oder die Literatur ein Bewusstsein für diese Probleme schaffen?
Das ist schwierig, weil dann rasch Betroffenheitskunst entsteht. Diesen Vorwurf hatte mein erstes Stück "Tagfinsternis", das sich mit Vorgängen in einem Flüchtlingsheim befasst, einstecken müssen. Mir war allerdings wichtig, im Rahmen eines Theaters eben diese Realität darzustellen. Wenn ich nicht eine Wahrheit darzustellen versuchte, wie subjektiv sie auch sein mag, wäre mein Schreiben überflüssig. Das Stück war als antike Tragödie angelegt. Als unlösbarer Konflikt zwischen Tradition und Moderne, der im Endeffekt zum Untergang führt. Migration ist ein Thema, das nicht nur Europa, sondern die ganze Welt betrifft. Es ist für mich zudem ein reicher Fundus in menschlicher, politischer Hinsicht. Natürlich hätte ich auch über eine Wiener Familie schreiben können, aber das wäre nicht meine Wahrheit.
Vor 20 Jahren fiel die Berliner Mauer, der Osten und der Westen sind einander näher gekommen - nahe genug?
Der Osten will ja kein Osten mehr sein, was soll man sich da annähern? Ich meine, der Kapitalismus westlicher Prägung ist längst in einem geradezu krankhaft vergrößerten Ausmaß in Russland präsent. Was sich dort abspielt, ist um einiges schlimmer als das, was in Europa gewesen ist. Ich habe das Gefühl, dass Russland auf eine gewisse Art und Weise auf dem Weg in ein Dritte-Welt-Land ist: Es gibt ein paar Super-Reiche und eine wachsende Schicht armer Menschen - was nicht ungefährlich ist, weil sie unzufrieden ist. Die Wirtschaftskrise hat Russland hart getroffen.
Zur Person
Julya Rabinowich, geboren 1970 in St. Petersburg (damals Leningrad, UdSSR), ist 1977 mit ihrer Familie nach Wien emigriert. Von 1993 bis 1996 Studium an der Dolmetschuniversität Wien, 1995 Geburt einer Tochter, von 1998 bis 2006 Studium an der Universität für Angewandte Kunst Wien (Schwerpunkt Malerei, Meisterklasse Christian Ludwig Attersee).
2003 beginnt Julya Rabinowich zu schreiben und gewinnt im selben Jahr den Preis "Schreiben zwischen den Kulturen" (edition exil). "Ich schreibe, was ich sehe. Früher habe ich mit Farben gemalt, jetzt mit Worten", sagt Rabinowich.
Bis jetzt verfasste sie fünf Dramen, drei davon wurden bereits aufgeführt: "Nach der Grenze", (WUK 2007), "Romeo ± Julia" (Schauspielhaus 2008), "Orpheus im Nestroyhof" (2008). Ihr Debütroman "Spaltkopf" erschien 2008 in der "edition exil", Wien.
Für diesen Roman erhält sie den Hauptpreis bei den Rauriser Literaturtagen 2009.
In der Begründung der Jury heißt es: "Rabinowich beschreibt auf 180 Seiten die Geschichte einer Ende der 1970er Jahre aus der UdSSR nach Österreich auswandernden russisch-jüdischen Familie. Im Zentrum steht die Ich-Erzählerin Mischka, die zwischen der Gegenwart im Westen und der Vergangenheit im Osten gespalten ist. In der Metaphorik des Titels ,spaltkopf´ und in deren motivischer Durchführung kommt dieser Identitätskonflikt beeindruckend zur Sprache ... Nicht zuletzt besticht die Autorin durch Sinn für Groteske und Tragikomik. Julya Rabinowich überrascht mit ihrem mutigen Text in einem innovativen Wiener Kleinverlag, der sich auf die Vermittlung von transnationaler Literatur spezialisiert hat."
Ernst Grabovszki ist Lehrbeauftragter am Institut für Europäische und Vergleichende Sprach- und Literaturwissenschaft der Universität Wien, Verlagslektor und freier Journalist.