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Junckers Versuch, aus Gagen Kapital zu schlagen

Von Petra Medek

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Die Finanzminister der Eurozone haben bei ihrem Treffen in der abgelaufenen Woche ein heißes Eisen angegriffen: die Entlohnung von Führungskräften. Der luxemburgische Premier und Ressortchef Jean-Claude Juncker sparte nicht mit deftigen Formulierungen: In mehreren Mitgliedsstaaten seien skandalöse Tendenzen zu beobachten, polterte Juncker. Es gehe um ein "soziales Übel". Er forderte mit Blick auf die allgemeine Gehaltsentwicklung im Eurogebiet eine gerechte Verteilung der "Früchte des Wachstums". Außerdem sollten Golden Handshakes für unliebsam gewordene Vorstände nicht länger von der Steuer absetzbar sein.


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Junckers Vorstoß scheint plausibel. Noch klingen uns die Mahnungen zahlreicher Notenbanker in den Ohren, die Gewerkschaften mögen die Lohn-Abschlüsse im Hinblick auf die hohe Inflation doch bitte moderat ausfallen lassen. Da scheint es nur gerecht, auch einmal auf die saftigen Managergagen hinzuweisen. Keine Frage, beim Blick auf die fürstliche Entlohnung vieler Vorstände kriegt wohl jeder Durchschnittsverdiener Magendrücken. Und manche Abfertigungen stehen ganz offensichtlich in keiner Relation zur Realität.

Die Frage ist nur: Was kann Juncker tatsächlich gegen diese "Exzesse", wie der Luxemburger sagt, tun? Die steuerliche Absetzbarkeit von Abfertigungen kann nationale Kassen belasten, ist aber sicher kein grenzüberschreitendes Problem, das sich der Ecofin auf die Fahnen heften könnte. Soll tatsächlich ein EU-weiter gesetzlicher Eingriff in die Arbeitsverträge der Führungsebenen ausgeheckt werden?

Das scheint unrealistisch. Viel wahrscheinlicher ist, dass der gegenwärtige Chef der Euro-Finanzminister die Gunst der Stunde nutzen will, um rasch Popularitätspunkte zu sammeln - zweifellos ein geschickter PR-Kunstgriff. Doch das kann auch nach hinten losgehen, wenn man nicht wirklich die richtigen Werkzeuge dafür in der Hand hat.