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Es war nicht das erste Mal, dass eine politische Clique versucht hat, sich Teile der Republik unter den Nagel zu reißen. Und sicher nicht das letzte Mal.
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Man kennt das Muster zur Genüge, die Geschichte menschlichen Machtstrebens ist schließlich voll davon: Eine verschworene Truppe junger, hungriger Männer, ehrgeizig allesamt bis in die äußersten Haarspitzen, setzt sich zum Ziel, gemeinsam den Marsch durch die Institutionen anzutreten. So weit die Füße - und ihr Netzwerk - sie eben tragen. Am liebsten natürlich bis ganz nach oben.
Mitunter wird das Schema der egalitären Schar dahin gehend abgewandelt, dass ein Leitwolf an der Spitze steht, der sich sein handverlesenes Rudel zusammenstellt.
Aber auch hier gilt: Unbedingte Loyalität - das ist der Stoff, aus dem Karrieren zu allen Zeiten gemacht sind. In der Wirtschaft genau so, wie in der Politik. Die Notwendigkeit, einige demokratische Mindesterfordernisse zu erfüllen, ändert daran nichts Wesentliches: Wirklich zur Wahl stehen nur die Allerwenigsten - und ab der zweiten Reihe regieren andere Qualitäten. Es gibt mehr Minister, die sich niemals einer Wahl stellen mussten, als man gemeinhin vermuten würde. Und ein Minister gebietet über einen durchaus beachtlichen Machtapparat - mit praktischerweise gleich angehängten privatwirtschaftlichen Verflechtungen.
Was geschieht, wenn solche Cliquen junger, hungriger Männer, ehrgeizig bis in die äußersten Haarspitzen, die Schlüsselstellen eines Ministeriums kapern, sich selbst als verschworene Gemeinschaft betrachten, die umringt ist von einer als feindlich empfundenen Umwelt, dafür bieten die Enthüllungen der Affären rund um Karl-Heinz Grassers Finanzministerium oder Ernst Strassers Innenministerium ein anschauliches Beispiel. Man sollte nur nicht so naiv sein und glauben, dass Heuschrecken ganz ähnlicher Gesinnung sich nicht auch schon früher die Institutionen der Republik, zu denen sehr wohl auch die politischen Parteien gehören, zu Diensten machten. Das passiert jetzt auch und wiederholen wird es sich ebenfalls - ganz, ganz sicher sogar.
Wirklich verhindern ließe sich das nur, indem die größte Stärke dieser Eroberer von Machtbastionen, nämlich ihre Gruppendynamik, gebrochen werden würde. Also Heterogenität statt Homogenität. Das würde nicht nur dem Gruppenzwang gesunde Grenzen setzen, sondern auch einem oftmals fragwürdigen Loyalitätsverständnis, das persönlichen Verpflichtungen Vorrang vor den Normen des Rechtsstaats einräumt.
Frauen sind zweifellos die effizienteste Waffe gegen Männerbünde mit zweifelhafter Agenda; nicht, dass Frauen grundsätzlich bessere Menschen wären. Es ist nur so, dass allein schon ihre Anwesenheit die Gruppendynamik wesentlich beeinflusst, zum Positiven wohlgemerkt.
Den gleichen Effekt auf die Mechanismen in einer Gruppe hat auch Vielfalt in Bezug auf Alter und soziale Herkunft.
Natürlich lässt sich allein dadurch nicht verhindern, dass sich Cliquen Teile der Republik unter den Nagel reißen. Aber das geballte Auftreten entschlossener, junger, hungriger Männer mit oder ohne Leitwolf sollte wenigstens vorsorglich die Alarmglocken schrillen lassen.