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Junge Alte Musik

Von Manfred A. Schmid

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Das Publikum des ORF-Kulturradios, so dozierte unlängst Ö1-Chef Professor Alfred Treiber im APA-Interview, werde "habituell immer jünger". Das Programm habe sich diesem Umstand behutsam anzupassen. Eine Konsequenz, die von ihm in diesem Zusammenhang angekündigt wurde, ist die Abschaffung der sonntäglichen Barockmusik-Sendung "Fiori musicali". Dieser Schritt in Richtung einer angeblichen Programm-"Verjüngung" will mir nicht einleuchten: Als langjähriger Besucher von Konzertveranstaltungen mit "Alter Musik", insbesondere der hoch geschätzten "Resonanzen" im Wiener Konzerthaus, weiß ich, dass diese Abende von jungen Menschen geradezu gestürmt werden. Alte Musik hat kein prinzipiell altes Publikum, da ist Herr Professor Treiber wohl einem Trugschluss erlegen. Ganz im Gegenteil: Wer etwa vergangenen Montag das Konzert der "I Solisti Veneti" miterlebt hat, konnte sich von der Faszination, die diese Musik auf ein immer jünger werdendes Publikum ausübt, erneut überzeugen. Und es ist gewiss auch kein Zufall, dass die Mitglieder der auf diese Art der Musik spezialisierten Ensembles, die oft sogar Kultstatus besitzen, vorwiegend junge Musiker sind.

Wenn aber schon einmal von den habituell immer jünger werdenden Ö1-Hörerinnen und -Hörern sowie von den möglichen Auswirkungen dieser Entwicklung auf die künftige Programmgestaltung die Rede ist: Hat sich jemand im Funkhaus schon darüber Gedanken gemacht, welches Publikum durch die sonntagvormittägliche Sendung "Der Guglhupf" erreicht wird? Meiner Meinung nach ist das Kabarett von und für Kleinkunst-Zombies.