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Junge Liebe gut, Hirnarbeit besser

Von Christa Karas

Wissen
Gesund und bemittelt sollte er schon sein.. . Foto: bilderbox

Männer profitieren von etwas jüngeren Lebenspartnerinnen. | Bildung bleibt aber der beste Garant für ein längeres Leben. | Wien. Für Qín Shihuángdì, den Begründer des chinesischen Kaiserreiches, sollten sie ein Mittel zur Unsterblichkeit sein: Seine zahlreichen jungen, schönen Konkubinen, die dann nach seinem Tod lebendig mit ihm begraben wurden. Die Evolutionsbiologie sieht dies in einem übertragenen Sinn ähnlich und erklärt die späten "Frühlingsgefühle" älterer Männer für junge Frauen nüchtern damit, dass sie ihre Gene weitergeben wollen, ob bewusst oder nicht.


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In Zeiten wie diesen, da der Nachwuchs meist wenig Interesse zeigt, seine Väter zu Opas zu machen, kommt ein weiteres Argument hinzu: Wer keine Enkel hat, zeugt halt noch einmal mit 60 selbst Kinder - kein Problem mehr, sie dank der in den letzten Jahrzehnten generell gestiegenen Lebenserwartung noch aufwachsen zu sehen. Und nun sorgt noch eine neue Studie zu diesem Thema für Aufregung, der zufolge Männer mit jüngeren Frauen tatsächlich eine Lebensverlängerung erwarten dürfen.

Elf Prozent weniger

Erstellt wurde diese Studie vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung auf der Grundlage von Registerdaten aller Einwohner Dänemarks in den Jahren 1990 bis 2005 und nach eingehenden Berechnungen kam Studienleiter Sven Drefahl zum Schluss: "Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Männer von dem Leben mit einer jüngeren Partnerin profitieren. Je älter sie im Vergleich zur Partnerin sind, desto höher ist ihre Lebenserwartung. So haben Männer, die sieben bis neun Jahre älter als ihre Partnerin sind, ein elf Prozent geringeres (statistisch signifikantes) Sterberisiko im Vergleich zu Männern, deren Partnerin in etwa im gleichen Alter ist."

Obwohl es nur Annahmen zu den Gründen für dieses Phänomen gibt, hat sich aus anderen vorliegenden Daten am meisten jene als plausibel durchgesetzt, dass diese Männer zunächst schon einmal überdurchschnittlich gesund und mit einem hohen Einkommen versehen sind - den für Frauen in der Regel attraktivsten Faktoren, insbesondere im Hinblick auf die soziale Sicherheit, die damit verbunden wird. Doch wie wird bzw. bleibt der Durchschnittsmann gesund und wohlhabend? - Durch gute Bildung.

Dies belegen einmal mehr zwei Studien jüngeren Datums. Elena Muth, Anne Kruse und Gabriele Doblhammer untersuchten für das Rostocker Zentrum zur Erforschung des Demografischen Wandels "Was das Leben Jahre kostet". Ausgehend von einer gesunden Referenzperson im Alter von 50, verheiratet, mit Abitur, im Angestelltenverhältnis, nicht rauchend und mäßig Alkohol trinkend, errechneten sie die lebensverkürzenden Faktoren in Jahren.

In Deutschland werden Männer im Durchschnitt 77 Jahre alt. Besonders negativ schlagen sich laut den Rostocker Berechnungen zu Buche: Unzufriedenheit mit der Gesundheit (kostet fast 14 Jahre), Diabetes (minus 12 Jahre), starker Tabak bzw. Alkoholkonsum (minus rund zehn bzw. fast sechs Jahre), Arbeitslosigkeit (minus sechs Jahre), Scheidung (minus vier Jahre) und eine niedrige Bildung als eigener Wert - also noch ohne weitere Implikationen - mit 2,5 Jahren.

Sollte sich also etwa Silvio Berlusconi von seinen immer jünger werdenden Begleiterinnen Lebensverlängerung erwarten, müsste er davon realistischer Weise zumindest die Jahre abziehen, die ihn seine Scheidungen kosten dürften.

Gebildet und gelehrt

In welchem Maß Langlebigkeit von einem höheren Bildungsgrad abhängt, macht aber erst die Langzeitstudie von Maria Winkler-Dworak (Vienna Institute of Demography) so richtig bewusst. Sie verglich die Sterbedaten der österreichischen Bevölkerung mit jenen von Personen mit Hochschulabschluss sowie mit jenen der Mitglieder der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) über den Zeitraum von 1850 bis ins Jahr 2005.

Wie nicht anders zu erwarten, fanden sich in den ersten untersuchten Zeiträumen infolge von Krieg und Seuchen keine Unterschiede. Ab 1970 stieg dann die Lebenserwartung generell und in der Folge noch etwas mehr unter den Hochschulabsolventen an. Doch nicht einmal diese kommen bis dato an die Langlebigkeit der ÖAW-Gelehrten heran: Die geistige Aktivität bringt bis zu zehn Jahre mehr.