Sora-Studie zeigt geringeres Vertrauen der 16- bis 26-Jährigen in Demokratie.
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Wie blicken die Jungen auf Österreichs Demokratie? Wo sehen sie sich selbst im politischen Prozess? Welche Folgen haben erst die Pandemie und jetzt der Teuerungsschock hier hinterlassen? Woher beziehen die Jungen ihre Informationen über Politik? Diesen Fragen ging das Sora-Institut in der Studie "Junge Menschen und Demokratie in Österreich 2022" nach, einer Sonderauswertung des Demokratie-Monitors im Auftrag des österreichischen Parlaments. Am Donnerstag wurde sie im neu renovierten Hohen Haus präsentiert und mit den Jugendsprechern der fünf Parlamentsparteien diskutiert.
Das Resümee fällt einigermaßen ernüchternd aus. Auf die Frage, ob die Demokratie in Österreich eher stark oder schwach ausgeprägt sei, antworteten zwar 37 Prozent der Jungen mit eher stark, aber mit 39 Prozent noch mehr mit eher schwach. 19 Prozent sagten "weder/noch". Die Differenz liegt zwar innerhalb der Schwankungsbreite von +/- 5,5 Prozentpunkten, aber ein Grundvertrauen in die Demokratie sieht dennoch anders aus. Signifikant stärker ausgeprägt war dieses bemerkenswerterweise ausgerechnet 2020, dem ersten Jahr der Corona-Pandemie mit massiven Freiheitseinschränkungen, als 40 Prozent von einer starken Demokratie in Österreich ausgegangen sind und nur 17 Prozent von einer schwachen. Ob der Blick zurück heute ein anderes Bild zeigen würde, wurde nicht erfasst.
Belastete Psyche
Durchaus überraschend ist der Befund der Studie, dass die Jungen der Polizei ein größeres Vertrauen entgegenbringen als etwa der Justiz, dem Bundespräsidenten, den Behörden und auch dem Parlament. An letzter Stelle dieses Vertrauensindex liegt die Bundesregierung. Der insgesamt verdüsterte Blick der Jungen auf die Demokratie und ihre wesentlichen Institutionen spiegelt die allgemein festzustellende Vertrauenserosion in der Bevölkerung wider.
Ob sich die Jungen politisch oder sozial engagieren, hängt wesentlich vom Umstand ab, ob sich ihre finanzielle oder psychosoziale Situation seit dem Ausbruch der Pandemie und vor dem Hintergrund der massiven Teuerungswelle verschlechtert hat: Je stärker Junge von diesen negativen Entwicklungen betroffen sind, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gesellschaftlich in NGOs, Vereinen oder Parteien engagieren. Auch diese negative Korrelation von zivilgesellschaftlichem Engagement und Beeinträchtigung durch Pandemie und Teuerung sollte zu denken geben. Insgesamt nutzt nicht einmal jeder Fünfte die Gelegenheit zur sozialen Partizipation, aber jeder Zweite gibt an, dass sich seine psychische und/oder finanzielle Situation des eigenen Haushalts seit dem Ausbruch der Pandemie verschlechtert hat.
Entsprechend liegt die Teuerung mit ebenfalls 50 Prozent auf Platz eins der dringendsten politischen Anliegen junger Menschen, gefolgt vom Klimawandel (22 Prozent), der Schere zwischen Arm und Reich (19), Krieg (14). Andere in den Medien häufig thematisierte Bereiche wie Wohnen, Korruption, Jobs, Zuwanderung und Bildung rangieren im einstelligen Prozentbereich.
Manko Medienkompetenz
Ein durchwegs kritisches Zeugnis stellen die Jungen der Schule in Bezug auf politische Bildung aus. Jeweils eine relative Mehrheit findet, dass sie zu wenig über ihre Rechte als Bürger, über politische Partizipation, die heimische Politik und über das Führen politischer Debatten weiß. Massiv gestiegen im Vergleich zu früher ist zudem der Eindruck mangelnder Kompetenz bei der Beurteilung der Qualität von politischen Informationen in den Medien. Dabei ist eine solche Medienkompetenz, die den Konsumenten hilft, richtige von falschen Informationen zu unterscheiden, von immer größerer Bedeutung; dies nicht zuletzt, weil die Zahl all derer wächst, deren Ziel es ist, Verwirrung und Verunsicherung in Bezug auf Fakten zu stiften, wie sich insbesondere beim Krieg Russlands gegen die Ukraine, aber auch im Zusammenhang mit Impfstoffen in der Pandemie zeigt.
Mangelnde Medienkompetenz ist nicht zuletzt deshalb ein Problem, weil sich Junge überwiegend via Social Media über Politik informieren - für 59 Prozent sind sie die wichtigste Informationsquelle; interessant ist, dass dieser Anteil heuer erstmals nicht weiter gestiegen ist, sondern ein Plateau erreicht haben könnte; stabil bleibt mit rund 50 Prozent auch die Nutzung klassischer Tageszeitung (Print/Online); Radio konnte 2022 sogar deutliche Zuwächse erzielen. Die populärsten Social Media sind Instagram, Facebook, TikTok, WhatsApp und andere Messengerdienste und Twitter.