Ältere fit für den Beruf machen. | Geringe heimische | Beschäftigungsrate. | Wien. Dass die Menschen immer älter werden, ist an sich eine erfreuliche Tatsache. Doch welche Auswirkungen hat dieses Phänomen auf den Arbeitsmarkt bzw. die Struktur der Mitarbeiter in einem Unternehmen?
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In Österreich sind nur mehr 19 Prozent der Frauen und 45 Prozent der Männer über 55 berufstätig. Im Vergleich dazu stehen 84 bzw. 50 Prozent der männlichen und weiblichen Japaner noch im Berufsleben. Grund für diese niedrige Beschäftigungsrate in Österreich ist die rasant steigende Zahl an Frühpensionierungen. "In Österreich gilt es als soziales Grundrecht, frühzeitig in den Ruhestand zu treten", erklärt Dudo von Eckardstein, Professor für Personalmanagement an der Wirtschaftsuniversität Wien, anlässlich der Tagung "Kreatives Altern" am Dienstag in der WU. Gemeinsam mit dem Trend, aus Kostengründen keine neuen, jungen Mitarbeiter aufzunehmen, führt dies dann dazu, dass oftmals über 75 Prozent der Belegschaft zwischen 35 und 50 Jahre alt sind. Somit dünnen die Betriebe "oben" aus, während "unten" nichts nachkommt. Viele Unternehmer sind sich dieses großen Problems aber offenbar nicht bewusst, warnt von Eckardstein.
Ältere abgeschreckt
In der Gesellschaft gelten ältere Arbeitnehmer noch immer als teuer, ungeeignet für neue Anforderungen und werden daher oft diskriminiert. "Wenn jemand in Inseraten Verstärkung für ein junges Team sucht, fühlen sich viele Ältere abgeschreckt", so der Experte. Dass über 50-Jährige keine schlechteren Mitarbeiter sein müssen, belegen etliche internationale Studien. Demnach punkten ältere Arbeitnehmer beim Know-How, der Motivation, Loyalität und Zuverlässigkeit gegenüber ihren jüngeren Kollegen. Von Eckardstein rät daher, Arbeitsaufgaben und -bedingungen an die altersspezifischen Eigenheiten anzupassen. Voraussetzung ist aber, dass Ältere ihre Lernfähigkeit und Motivation erhalten: "Wer 30 Jahre Referent in einem Amt ist, ist versteinert sowie vollkommen unflexibel und unbrauchbar."
Gesundheit wichtig
Was können Unternehmen nun konkret tun, um auch noch aus über 50-Jährigen wertvolle Mitarbeiter zu machen? Für von Eckardstein liegt die Lösung des Problems in der Kraftreserve der Mitarbeiter. Wer gesund ist, kann auch noch als 50-Jähriger beruflich aktiv sein. Dazu skizziert der Professor drei Modelle: Der therapeutische Ansatz versucht, durch individuelle Gesundheitsprogramme und adäquate Lernmethoden Körper und damit auch Geist fit zu halten. "Dass Ältere schlechter lernen, ist falsch. Sie lernen anders, da sie schon länger aus der Schule draußen sind", betont von Eckardstein. Der praktische Ansatz sieht den Abbau übermäßiger Belastung (z.B. Nacht- oder Akkordarbeit) und eine Verkürzung der Arbeitszeit vor: Denn gleicher Lohn bei weniger Arbeit ist für ein Unternehmen auf jeden Fall besser als gleicher Lohn, aber längere und häufigere Krankenstände. Selbstverständlich funktioniert ein solches Modell nur, wenn auch die jüngeren Kollegen zustimmen und dies nicht als Bevorzugung älterer Mitarbeiter verstehen, während sie selber einer Zusatzbelastung ausgesetzt sind.
Um diese innerbetrieblichen Spannungen gar nicht erst entstehen zu lassen, setzt der präventive Ansatz schon bei den unter 35-Jährigen an: Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf (wer als Privatperson zufrieden ist, ist dies auch im Büro), betriebliche Gesundheitsvorsorge, Abschaffung der Vergütung nach Dienstalter (damit wären ältere und jüngere Arbeitnehmer ähnlich wertvoll) und Ausweitung der Autonomiespielräume (mehr flexiblere Gruppenarbeit). Auch Gleitzeitmodelle bringen eine Entlastung und geben Mitarbeitern die Möglichkeit, bei Erschöpfung kurzfristig eine erholsame Auszeit zu nehmen, so von Eckardstein.
Auswirkungen prüfen
Gleichzeitig sind die Unternehmer aufgefordert, neu einzuführende Arbeitsmittel auf ihre Auswirkungen auf Ältere zu testen. Das modernste Computersystem wird nämlich keinen messbaren Nutzen bringen, wenn Arbeitnehmer über 50 schon an den technischen Grundlagen scheitern.