Das macht wohl die katholische Schule. Ein Mindestmaß an liturgischer Bildung ist auch für Popgrößen von Vorteil. Wie sich wieder bei Ex-Mädchenpensionärin Lady Gaga zeigt. Die ist jetzt in ihrem Bestreben, die Hochgeschwindigkeitsversion von Kollegin Madonna zu werden, in der Phase "Religionsprovokation" angekommen. Ausgerechnet in der Karwoche ist ihre Single "Judas" total unabsichtlich im Netz veröffentlicht worden.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Da singt sie, dass sie sich lieber von Judas küssen lassen würde als von Jesus. Für eine Hedonistin, die sich ihr Steak schon auch mal als Cape umhängt, nicht ganz überraschend. Und sie empfiehlt der biblischen Figur Kondome für die Ohren. Ob das ein Kostümvorschlag der einschlägig Begabten für die Osterhasen-Saison ist, lässt sie offen.
Judas ist in der Popkultur kein vielbeschäftigter Protagonist. Dabei steckt in ihm nicht wenig Drama. Verrat für ein paar Silberlinge, wann ist das schon nicht aktuell? Ein japanischer Manga namens "Judas" erzählt das Neue Testament so weiter, dass sich Benedikt XVI. am Weißbier verschlucken müsste: Judas muss seine Sünden büßen, indem er 666 Menschen tötet. Da eignet sich das gleichnamige Synthie-Gedicht aus der spirituellen Phase von Depeche Mode schon eher fürs Jungschar-Lagerfeuer. Obwohl, beim Lagerfeuer wäre Lady Gaga wieder ganz praktisch. Da hat mans nicht weit zum Kotelett.