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Jungunternehmer für ein Jahr

Von Christine Zeiner

Politik

Schüler in der Wirtschaftswelt. | Lehrer coachen die Firmenbetreiber. | Wien. Die Tasche ist reine Handarbeit, 37 mal 30 Zentimeter groß, mit schwarzem Futter und grellgrünem Kunstrasendeckel. Sie kostete 34 Euro. Das Unternehmen, das sie produzierte, gibt es nicht mehr - obwohl die Geschäfte gut gingen. Zu Weihnachten war der Andrang bei der Herstellerfirma "unartique" besonders groß. Potenzielle Kunden mussten auf einen Liefertermin nach dem 24. Dezember vertröstet werden. Was war also los?


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Unartique war für ein Jahr konzipiert. Es war Teil des Projektes "Junior": Schülerinnen und Schüler zwischen 15 und 19 Jahren gründen für die Dauer eines Schuljahres ein "Junior-Unternehmen" und bieten ein Produkt oder eine Dienstleistung an. Idee und Umsetzung stammen von den Schülern. Die Gruppe gründet das Unternehmen, meldet dieses beim Dachverband "Junior" an, besetzt Geschäftsführung, Einkauf, Marketing, Buchhaltung, verkauft Anteilsscheine und nimmt schließlich die Arbeit auf. Manche kochen Marmelade ein, andere führen Märchen auf.

Die Schüler von Heinz Zebisch, Geografielehrer am Akademischen Gymnasium in Graz, gründeten unartique. Zebisch bietet seit vier Jahren gemeinsam mit einer Kollegin "Junior" als unverbindliche Übung an. "Den Schülern taugt das extrem", sagt er.

Andreas Grandits, Lehrer für betriebswirtschaftliche Übungen an der Handelsakademie in Hartberg, integriert "Junior" in seinen Unterricht. Seine Schüler versuchten sich in der Produktion und im Vertrieb von Bier. "Wir haben eine Privatbrauerei gefunden, die uns ihr Know-how zur Verfügung stellte", erzählt Grandits. "Die Schüler waren begeistert."

Grandits und Zebisch sind "Coaches": " Wir lösen keine Probleme. Ein Fehler wäre es, sich zu sehr einzumischen", sagt Zebisch. Die Schüler lernen von der Realität: "Sie müssen sich Gedanken über die Kosten machen, müssen einen Businessplan erstellen, lernen eigenverantwortlich arbeiten", sagt Grandits. Zeit- und Konfliktmanagment seien keine abstrakten Begriffe mehr, betonen beide.

"Mit 17 schon eine Firma gründen - echt fett", lautet ein Eintrag im Gästebuch der unartique-Homepage. Von den "Mini-Unternehmen" ist auch die Europäische Kommission begeistert: Diese wären eine Möglichkeit, "gegen den Mangel an unternehmerischer Initiative" vorzugehen, heißt es in einer Aussendung.