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Jürgen Klopp und der Brexit

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer leitet das Sportressort der "Wiener Zeitung".

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"Handtuch halten - Goschen halten" - Davon, was für andere Trainer (und Sportler) zum Mantra geworden ist, sich nämlich ja nicht zu politischen Themen zu äußern, hält Jürgen Klopp wenig. Vor dem Champions-League-Halbfinale seines FC Liverpool gegen die AS Roma gab er dem "Guardian" nun ein Interview, in dem er - unter anderem - über den Brexit und weitere Fragen dieser Zeit sprach. Seiner Meinung nach habe ein Ausstieg Großbritanniens aus der EU nämlich "absolut keinen Sinn", erklärte er - und regte an, die Bevölkerung auf Grundlage umfassender Informationen - "nicht nur jenen des Brexit-Lagers" - noch einmal abstimmen zu lassen. Dass führende Vertreter der Leave-Kampagne danach zurückgetreten seien, sei für ihn ein "Zeichen, dass sie selbst über das Ergebnis überrascht waren. Okay, das kann passieren. Aber dann sollte man sich noch einmal zusammensetzen und noch einmal darüber nachdenken", sagte Klopp, der zwar auch kritische Worte über die EU fand, diese aber immer noch als "die beste Idee, die wir hatten" bezeichnet. Schließlich habe die Geschichte gezeigt, dass Trennung noch selten Erfolg brachte. Mit seinen Äußerungen machte sich Klopp freilich nicht nur Freunde. Während die einen die offenen Worte begrüßen, finden andere Foren-Kommentatoren es anmaßend, dass ein Fußball-Trainer politische Ratschläge erteilen wolle (noch dazu ein Deutscher den Briten), kritisieren zudem die Idee eines Wiederholens von Referenden, "bis das Ergebnis genehm" sei. Dazu kann man freilich stehen, wie man will. Doch Klopp hat vielleicht eine breitere Diskussion angestoßen, als es so mancher Politiker zustande bringt. Alleine das sollte diesen zu denken geben.