Der deutsche Wirtschaftsjurist Theodor Baums hält die jüngst bekannt gewordenen Korruptionsaffären bei VW, Infineon oder auch BMW nur für die Spitze des Eisbergs. Baums, der die Regierungskommission für transparente Unternehmensführung (Corporate Governance) leitete, sagte dem "Handelsblatt": "Das Dunkelfeld bei Korruption, Bestechlichkeit und Untreue ist außerordentlich hoch."
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Um künftige Täter abzuschrecken, fordere der Frankfurter Rechtsprofessor, involvierte Manager in krassen Fällen mit einem Berufsverbot zu belegen. Außerdem müsse die zivilrechtliche Haftung der Täter für die von ihnen verursachten Schäden verschärft werden. "Die Beute muss dem Räuber abgejagt werden", zitierte ihn die Zeitung. Baums forderte außerdem die Unternehmen auf, interne Verhaltensrichtlinien aufzustellen und mit mehr Kontrolle Bestechungsfällen vorzubeugen. Die Politik rief er auf, flankierende gesetzliche Vorschriften zu erlassen. Die Vorfälle bei VW belegten, dass das System der Unternehmensführung dringend reformbedürftig sei.
Die paritätische Besetzung der Aufsichtsräte mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern sowie die notwendige Zweidrittelmehrheit zur Wahl und Wiederwahl des Vorstandes leisteten der Freunderlwirtschaft Vorschub. Die Karriere des Vorstands sei dadurch vom Wohl der Gewerkschafts- und Betriebsratsmitglieder abhängig. "Das kann natürlich dazu führen, dass etwa der Personalvorstand versucht ist, den Betriebsratsmitgliedern einen Gefallen zu tun oder ihnen - wie offenbar bei VW - eine nicht kontrollierte Kostenstelle einräumt. Das ist eine ungute Struktur, um es vorsichtig auszudrücken", sagte Baums.