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Justiz und ewige Skandale

Von Peter Muzik

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In der Causa Immofinanz sind erneut abstruse Details aufgedeckt worden: Nach den Provisionszahlungen an die Lobbyisten Walter Meischberger und Peter Hochegger wurde diese Woche bekannt, dass die drei Vorstände der einst mit der Immobilienfirma verbandelten Constantia Privatbank in lediglich fünf Jahren insgesamt 65 Millionen Euro abgecasht haben. Im Zeitraum 2004 bis 2008 sind Karl Petrikovics, Norbert Gertner und Karl Arco in einem Ausmaß mit Gewinnbeteiligungen verwöhnt worden, das nicht zu fassen ist.


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Trotz der fürstlichen Vorstandsgagen wurde die Immofinanz von Petrikovics & Co. jedenfalls an den Rand des Ruins getrieben. Das Geschäftsjahr 2008/09 schloss mit einem sagenhaften Verlust von 3,4 Milliarden. Jetzt haben die Gerichte zu klären, was bei der einst glamourösen Immobilienfirma an dubiosen Machenschaften passiert ist. Allerdings: Es wird wohl eine Ewigkeit dauern, bis die volle Wahrheit ans Tageslicht kommt und die Justiz einen Schlussstrich ziehen kann.

Hoffentlich nicht so lange wie im Fall Libro. Der ehemalige Generaldirektor der Mitte 2001 in die Pleite geschlitterten Buch- und Papierhandelskette, André Rettberg, wird sich erst in rund einem Jahr vor einem Schöffensenat verantworten müssen. Die Anklage der Staatsanwaltschaft, die auf einer Strafanzeige aus dem Jahr 2006 basiert, wurde nämlich erst jetzt eingebracht. Das heißt: Ganze zehn Jahre später wird etwa untersucht, ob Libro bereits vor dem Börsegang Ende 1999 buchmäßig überschuldet war und die Anleger bewusst getäuscht worden sind. Rettberg bestreitet alle Vorwürfe.

Die extrem lange Verfahrensdauer bei solchen Wirtschaftsaffären, die die heimischen Untersuchungsbehörden restlos zu überfordern scheinen, sind für die moralische Hygiene in der Wirtschaft höchst problematisch. Daher müssten dringend die Voraussetzungen geschaffen werden, um bei derartigen Wirtschaftskrimis weitaus rascher über Schuld oder Unschuld entscheiden zu können.

Wie blitzartig das in anderen Ländern funktioniert, zeigt ein Paradebeispiel aus den Vereinigten Staaten: Der einstige Star-Investor Bernard Madoff wurde bereits sechs Monate, nachdem sein komplexes Pyramidensystem zusammengebrochen war, von einem New Yorker Gericht zu 150 Jahren Haft verurteilt.