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Justizministerium entscheidet über Anklage in Causa Yline

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Rund ein Dutzend Ex-Manager sollen angeklagt werden. | Schadenshöhe im hohen einstelligen Millionen-Bereich. | Wien. Die spektakuläre Pleite der einst börsenotierten Wiener New-Economy-Firma Yline Internet Business Services AG um Werner Böhm liegt schon fast zehn Jahre zurück, aber erst jetzt macht die Staatsanwaltschaft Wien Nägel mit Köpfen.


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Dem Vernehmen nach hat die Wirtschaftsabteilung in diesem besonderen Fall von Altlastensanierung einen Anklageentwurf bzw. einen Vorhabensbericht dem Justizministerium zur Absegnung übermittelt. Gegen rund ein Dutzend ehemalige Macher bei Yline soll unter der Aktenzahl 613 St 11/10f Anklage erhoben werden. Der Schaden soll sich im hohen einstelligen Millionen-Euro-Bereich einpendeln. "Der Vorhabensbericht liegt im Justizministerium", bestätigt Staatsanwaltschaftssprecher Thomas Vecsey der "Wiener Zeitung".

Der frühere IBM-Mitarbeiter Böhm hatte in den 1990er Jahren mit seiner Internetproviderfirma Yline Aufsehen erregt. Er brachte 30.000 IBM-PCs mit aggressivem Magazin-Marketing unter die Leute - und Yline am Zenit des New-Economy-Hypes an die Brüsseler Börse. Später platzten Übernahmen (Beko) und mit IBM zerstritt man sich wegen offener Rechnungen. Die Unternehmung endete im Bankrott (22 Millionen Euro Schulden).

Das angestaubte Strafverfahren dreht sich vor allem um den Verdacht der Untreue. Aber auch der Verdacht der Bilanzfälschung soll nach wie vor im Raum stehen.

Ein umfangreicher Akt

Die Causa war jahrelang fest in Händen von Staatsanwalt Georg Krakow, dem späteren Bawag-Ankläger und "Schatten-Justizminister" von Claudia Bandion-Ortner. Aufgrund der dünnen Personaldecke wurde der umfangreiche Akt wie ein Wanderpokal intern weitergereicht. Durch die lange Dauer dieses Ermittlungsverfahrens dürfte die Akte Yline mit Verjährungsproblemen gespickt sein, die noch geklärt werden müssen. Demnach darf damit gerechnet werden, dass einzelne Vorwürfe wegen Verjährung eingestellt werden; dazu könnten auch etwaige Bilanzdelikte zählen.

Eine Analyse der Verdachtslage liegt schon lange auf dem Tisch. Denn der Sachverständige Thomas Keppert hat bereits im Dezember 2005 sein 719 Seiten starkes Gutachten abgeliefert. Und er fährt darin schwere Geschütze auf.

"Faktum ist, dass ein redliches wirtschaftliches Unternehmertum in der Historie der Yline AG nicht zu erkennen ist, wobei fragwürdige Bilanzierungspraktiken und Bilanzmanipulationen und Untreuehandlungen mit eingeschlossen sind", behauptet der Gutachter. Neben den Gläubigern hätten vor allem die Aktionäre viel "Risikokapital" verloren.

"Geschönte Pressemitteilungen, unrichtige Ad-hoc-Meldungen und fragwürdige Empfehlungen von Analysten haben dazu beigetragen", stellte Keppert schon Ende 2005 fest. Das Gutachten ist weiterhin aufrecht.

Bilanzmanipulation?

Yline-Mastermind Werner Böhm und seine Co-Manager haben die Vorwürfe stets bestritten. In früheren Stellungnahmen hat Böhm die Anschuldigungen des Gutachters, darunter die Bilanzmanipulation, zurückgewiesen. Indes hat Böhms Verteidiger Johannes Schmidt in zwei Nebenverfahren (Vollstreckungsvereitelung, Steuerstrafverfahren) 2005 und 2007 Freisprüche für Böhm & Co. erzielt.