60 Planstellen werden ausgeschrieben. Nur 15 bis 17 Prozent der Bewerber schaffen den Aufnahmetest. Gewerkschafter Simma will Änderungen.
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Wien. Die Justizwache sucht weiterhin dringend nach Nachwuchs. "Ja, wir haben ein Problem bei der Rekrutierung", sagte Justizminister und Vizekanzler Wolfgang Brandstetter. "Die Nachbesetzung ist nicht so einfach." Brandstetter besuchte am Donnerstag die Justizanstalt in Wien-Simmering. Aufgrund von Pensionierungen fehlen auch dort vier Justizwachebeamte. Das bedeute für die Kollegen eine Mehrbelastung, erklärte Anstaltsleiter Wolfgang Huber.
Bereits Ende April startete das Justizministerium eine Personaloffensive - die "Wiener Zeitung" berichtete. Österreichweit sind derzeit aber weiterhin 160 Planstellen nicht besetzt.
Im Kabinett von Brandstetter zeigt man sich gegenüber der "Wiener Zeitung" optimistisch, dass rund 100 dieser Stellen demnächst besetzt werden können. Das entsprechende Aufnahmeverfahren laufe, Bewerber seien genügend vorhanden. Die freigebliebenen 60 Plätze werden nun erneut ausgeschrieben.
Laut Albin Simma, dem Vorsitzenden der Justizwachegewerkschaft, verursachen die Aufnahmebedingungen den Personalengpass. "Wir wehren uns ja nicht gegen die Testung per se", sagte Simma. Der Gewerkschafter will aber, dass einige Änderungen am Aufnahmeverfahren vorgenommen werden, damit mehr Bewerber den Test schaffen. Derzeit gelinge das nur 15 bis 17 Prozent der Antretenden.
"Bei dem Test gibt es momentan Ko-Phasen. Man könnte diese Phasen abschaffen und den Test als Ganzes betrachten, bei dem eine gewisse Punkteanzahl erreicht werden muss", sagt Simma. Auch mit dem psychologischen Teil des Tests ist der Gewerkschaftler nicht zufrieden.
Schuld an der ganzen Misere seien aber nicht die Bewerber, sondern allgemeine Versäumnisse im Bildungsbereich. Erhebliche Probleme gebe es etwa im rechnerischen und sprachlichen Bereich.
Matura oder Lehre nötig
Um Bewerber muss die Justizwache mit der Polizei konkurrieren. Für die Aufnahme in die Justizwache ist ein Lehr- oder Maturaabschluss erforderlich - bei der Polizei benötigt man keinen.
"Unsere Justizwachebeamten arbeiten in Anstalten, in denen Häftlinge als Lehrlinge ausgebildet werden", heißt es aus dem Kabinett. Die Ausbildungsarbeit sei ein wichtiger Teil des Jobs. Aufgrund des anspruchsvollen Berufsbildes brauche es zudem einfach eine gewisse Eignung. Der Aufnahmetest werde aber laufend evaluiert und angepasst.
In den 27 Justizanstalten mit ihren zwölf Außenstellen sind mehr als 3000 Justizwachebeamte tätig. Das Gehalt nach der Ausbildung liegt bei rund 2600 Euro brutto. Darin enthalten sind Zulagen und Mehrdienstleistungen. Mit 1. August 2017 befanden sich 8983 Menschen in Österreich in Haft. Anfang des Jahres waren es 8700 gewesen.