Ministerium schreibt in Personaloffensive 150 Stellen aus.
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Wien. Positive Meldungen über den Strafvollzug waren in letzter Zeit Mangelware. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass ein geplanter Häftlingsaufstand in der Justizanstalt Garsten durch einen Großeinsatz verhindert werden konnte. Zuvor war schon mehrfach über die vermehrten Übergriffe auf Justizwachebeamte durch Häftlinge berichtet worden. Vergangenen Juni klagten etwa die Gewerkschaftsvertreter der Tiroler Justizwache über die hohe Gewaltbereitschaft der Häftlinge - insbesondere jener aus dem nordafrikanischen Raum.
"Das sind leider alles Einzelfälle, die zeigen, dass es mehr Personal braucht", sagt Stephanie Schlager, Kabinettsmitarbeiterin von Justizminister Wolfgang Brandstetter, zur "Wiener Zeitung". Derzeit sind aufgrund der gestiegenen Anforderungen und des Personalmangels in der Justizwache - in den nächsten Jahren stehen zahlreiche Pensionsantritte an - insgesamt 150 Planstellen in den Justizanstalten in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ausgeschrieben.
Der Job des Justizwachebeamten bestehe nicht nur aus dem Auf- und Zusperren der Zellen, betont Schlager. Vielmehr müsse man unter anderem auch komplexe Tagesabläufe für die Insassen erstellen, ihre Bezugsperson sein. "Das ist ein vielseitiger Job, der für die Gesellschaft wichtig ist." Neben einem Multiple-Choice- und Fitnesstest, einer ärztlichen Untersuchung und einem Aufnahmegespräch müssen Bewerber auch eine psychologische Begutachtung und anschließende Grundausbildung absolvieren.
2600 Euro brutto
Das Gehalt nach der Ausbildung liegt bei rund 2600 Euro brutto. Darin enthalten sind Zulagen und Mehrdienstleistungen. Albin Simma, Chef der Justizwachegewerkschaft von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter, begrüßt zwar die Personaloffensive - allerdings komme diese zu spät. Das Aufnahmeverfahren für die Justizwachebeamten sei schwieriger als jenes bei der Polizei, mit der man sich im Wettbewerb um geeignetes Personal befinde. Obwohl das Interesse groß sei, würde nur ein Bruchteil der Bewerber die Prüfung schaffen. Die Aufnahmekriterien seien schlicht zu anspruchsvoll. Laut Simma haben auch "die Psychologen viel zu sehr die Hand im Spiel". Derzeit befinden sich 9052 Insassen in österreichischen Gefängnissen (Stand: 24. April 2017). Anfang des Jahres waren es noch rund 8700. In den 27 Justizanstalten mit ihren zwölf Außenstellen sind mehr als 3000 Justizwachebeamten tätig. Die größte Justizanstalt Österreichs befindet sich in Wien in der Josefstadt, sie ist auf 990 Haftplätze konzipiert. Zumeist ist sie stark überfüllt.