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K & K-Diplomatie-Wettlauf

Von Thomas Seifert

Leitartikel

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Der Wahlkampf hat begonnen, und die Bürger werden in diesen Tagen zu Augenzeugen des K & K-Schaulaufens. Kern versus Kurz - wer kann es besser? Zurzeit macht Kanzler Christian Kern seinem Außenminister Sebastian Kurz dessen bisherige Diplomatie-Domäne streitig.

Es sollte der Republik nichts Schlimmeres passieren: Beide - Kern und Kurz - sind auf dem internationalen Parkett außerordentlich herzeigbar und gerne gesehene Gesprächspartner.

Kern hat zuletzt in Israel für wohlwollende Schlagzeilen gesorgt, als er am 24. April am Holocaust-Gedenktag Yom HaShoah am offiziellen Staatsakt zur Erinnerung an die sechs Millionen Opfer der Shoa teilnahm.

Bei seiner Reise nach Ägypten und in die Vereinigten Arabischen Emirate hatte Kern ein Bild von Bruno Kreisky im Gepäck (ein Geschenk an den Emirate-Kronprinzen Mohammed Bin Zayed Al Nahyan). Kern erinnerte auf den Stationen seiner Reise wiederholt an die Nahostpolitik des "Bruno von Arabien" (© "Die Zeit") und wird bei der Wahlauseinandersetzung wohl noch so manche Bezüge zu Kreisky herstellen.

Von Kreisky wird Kern wohl auch seine Strategie im Umgang mit Kurz gelernt haben: Denn der "Sonnenkanzler" Kreisky war zu jeder Zeit auch stets sein eigener Außenminister, der eigentliche Stelleninhaber rangiert in den Zeitungen nur als "Privatsekretär", wie die deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" in den 1980ern beobachtete.

Für diese Strategie hat Kern gute Karten in der Hand: Wenn der Außenminister bei seinen Besuchen seine Amtskolleginnen und -kollegen trifft, dann sind das eben auch Außenminister. Der Kanzler hingegen trifft Politikerinnen und Politiker, die eine Hierarchiestufe darüber stehen: Kanzlerin Angela Merkel demnächst in Berlin, den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den indischen Premier Narendra Modi bald auf dem Podium eines Wirtschaftsgipfels in St. Petersburg.

Kurz wiederum macht sich auf den Weg nach Washington, wo er eine Rede halten wird.

Wettbewerb belebt das Geschäft: Denn auch wenn die diplomatischen Handlungsspielräume der EU-Mitgliedstaaten seit dem Vertrag von Lissabon eingeschränkt sind, haben für die Export- und Tourismusnation Österreich internationale Kontakte allergrößte Bedeutung. Und so ist der derzeitige K & K-Diplomatiewettlauf für die Republik höchst erfreulich.