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Kabeljau in Bedrängnis

Von Wolfgang Tucek

Wirtschaft

EU-Kommission senkt Fischfangquote nur um 15 Prozent. | WWF spricht von Katastrophe für zahlreiche Fischarten. | Brüssel. Gerade zu Weihnachten essen die Österreicher gerne Fisch. Dabei ist auch der vom Aussterben bedrohte Kabeljau. Der ist auch in Spanien und Portugal sehr beliebt. Die Briten backen Tonnen davon eifrig für ihr Nationalgericht "Fish and Chips". Und wenn es nach den EU-Fischereiministern geht soll das auch so bleiben.


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Fische brauchen dringend Erholung

Um nur 15 Prozent im Schnitt senkten die Minister gestern, Donnerstag, die Fischfangquoten 2006. Für den Kabeljau wittern Wissenschaftler in dieser Entscheidung den Anfang vom Ende. Seit drei Jahren setzt sich der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) für die Einstellung der Kabeljau-Fischerei bis zur Erholung der Bestände ein.

Fischerei-Kommissar Joe Borg, der die bereits geltenden Fangverbote während zwei Monaten im Jahr deutlich ausweiten wollte, spricht dennoch von einem "sehr zufrieden stellenden Deal, der größeren Schutz für die meisten bedrohten Arten" bringe. Als Erfolg wertet er die zusätzlich erreichte Fangsperre bis dreißig Tage für Schleppnetzfischer, die es etwa auf Seeteufel oder den Schellfisch abgesehen haben. Diesen gingen nämlich knapp 60 Prozent der gefischten Kabeljaue ins Netz, sagte Borgs Sprecherin.

Wie schon letztes Jahr wurden die Fangquoten für Tiefseefische erneut um zehn Prozent gesenkt. Außerdem sollen Treibnetze in der westlichen Nordsee nicht mehr weiter als 200 Meter ins Wasser reichen dürfen. Hier hatte die Kommission jedoch schon im Vorjahr wesentlich drastischere Kürzungen verlangt. Der World Wildlife Fund (WWF) verurteilte die Brüsseler Beschlüsse umgehend als "Katastrophe für zahlreiche Fischvorkommen und Abschied vom Kabeljau". Die EU-Minister hätten die Empfehlungen des ICES wieder einmal in den Wind geschlagen. Mehr als 81.000 Tonnen Kabeljau wurden in den letzten drei Jahren gefangen, für 2006 erlaubt die EU eine Quote von etwa 20.000 Tonnen.

Auch dass die Sardellenfischerei im Golf von Biscaya auf Druck von Frankreich wieder aufgenommen werde, sei falsch. Sie war erst im Juni eingestellt worden, weil damals der Bestand zusammengebrochen sei. "Zwei Drittel der Gewässer sind überfischt, aber Europa fängt fröhlich weiter", ärgert sich WWF-Expertin Heike Vesper.