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Kabinett in Turbulenzen

Von Micaela Taroni

Politik

Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition wird durch heftige Turbulenzen erschüttert. Störenfried ist wieder einmal der Chef der Lega Nord, Umberto Bossi.


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Der Volkstribun aus der Lombardei und Reformminister im Kabinett Berlusconi will einen lang gehegten und gewagten Traum verwirklichen: Die Verlegung der italienischen Hauptstadt von Rom nach Mailand.

"Italien braucht ein Gegenmittel zu Rom. Rom ist morsch", betonte Bossi in einem Interview mit "Radio Padania Libera" - dem Radiosender seiner Partei. Bossi drängt darauf, dass zumindest der "Senat der Regionen", in dem laut einem Reformprojekt der Regierung ab 2006 die Vertreter der Regionen nach der Föderalisierung des Landes sitzen werden, nach Mailand verlegt werde. Laut Bossi müsse Norditalien politisch mehr Gewicht gewinnen, da die industriereichen Regionen Oberitaliens "das ganze Land erhalten".

Bossi wetterte auch gegen die "alten Christdemokraten", die "das Land ruiniert haben". Die rechte Nationalallianz (AN), zweitstärkste Partei der Regierungskoalition, protestierte bei Berlusconi wegen Bossis Attacken. "Hätte Italien nicht den EU-Vorsitz inne, würde es keine Regierung Berlusconi mehr geben", sagte AN-Chef und Vizepremier Gianfranco Fini. Vergebens versuchte Berlusconi, die Wogen zu glätten: "Man muss Bossi verstehen, er spricht für seine Wähler".

Politische Beobachter fragen sich in Rom, wie lange die Regierungskoalition angesichts der zunehmenden Unverträglichkeit zwischen der Lega Nord auf einer Seite, der katholischen UDC und der rechten AN auf der anderen noch halten wird.