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Kaffee wird teurer

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

Die Schonfrist wird bis nach Weihnachten dauern. Dann wird Kaffee teurer. Helmut Grafinger, Obmann des Kaffee- und Teeverbandes, geht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" davon aus, dass die Kaffeepreise "sicher in der ersten Jännerhälfte" angehoben werden. In Deutschland haben die großen Kaffeeproduzenten wie Kraft Foods und Tchibo Verteuerungen um 50 bis 70 Cent je halbes Kilo angekündigt. In Österreich wurden noch keine konkreten Zahlen genannt.


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Rohkaffee kostet so viel wie seit Jahren nicht mehr: Es wird wieder weniger angebaut und geerntet. Vor allem in Brasilien - weltweit größter Kaffeeproduzent - wird weniger hergestellt, denn mit Kaffee lässt sich oft nur wenig verdienen und in den vergangenen Jahren meist gar nichts mehr. "Die Kaffeepflücker verhungern oder verschwinden in Slums. Das Angebot sinkt", erklärte Nestór Osorio, Direktor der International Coffee Organization (ICO). Wo das Angebot sinkt, steigen allmählich wieder die Preise.

Ein Grund für das im Vergleich zur Nachfrage bisher übergroße Angebot ist der Kaffeeanbau in Vietnam seit zehn Jahren. Innerhalb kürzester Zeit wurde Vietnam zum weltweit zweitgrößten Kaffeeexportland. Ein paar Preisvergleiche: 2001 lag der Durchschnittspreis für eine Maßeinheit Rohkaffee (45,4 Kilo) bei 45,60 US-Dollar, 2003 stieg er auf 51,91 Kilo. Im November dieses Jahres lag er bei 67,74 US-Dollar - satte Zuschläge innerhalb kurzer Zeit für die Einkäufer.

Konsumenten und Kaffeebauern müssen von Preisschwankungen nicht zwangsläufig etwas spüren. Kaffeeunternehmen haben üblicherweise Mengen auf Lager und gleichen auf diese Weise Preisschwankungen aus. Immer wieder lockt der Einzelhandel mit Angeboten - etwa ein halbes Kilo um knapp zwei Euro. "Nach Abzug der Steuern muss der Kaffee um diesen Preis in den Ursprungsländern produziert werden, er muss nach Deutschland gebracht, geröstet, gemahlen, verpackt und distribuiert werden", betonte Winfried Tigges, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes.

Harald Mayer, Geschäftsführer von Tchibo/Eduscho-Österreich, sagte gestern: "Die deutlichen Anhebungen der Rohkaffee-Einstandspreise haben ein Niveau erreicht, das eine Reaktion am österreichischen Kaffeemarkt notwendig macht." Derzeit seien die Fachleute damit beschäftigt, festzustellen, ab wann und in welcher Höhe eine Preiserhöhung in Österreich durchgeführt werde. Bei Kraft Foods in Österreich hieß es, man sei noch am Rechnen. Marcel Löffler, Geschäftsführer von Meinl, bezeichnete die Preiserhöhung als "unausweichlich", Höhe und Zeitpunkt seien aber noch nicht entschieden. "Die Frage ist auch, wie schnell die Preiserhöhungen im Handel durchsetzbar sind", gab Grafinger zu bedenken.

Ob die Kaffeebauern von den höheren Preisen profitieren werden, ist fraglich: Die Non-Profit-Organisation Fair Trade geht davon aus, dass im Schnitt die Anbaukosten für eine Maßeinheit Kaffee 80 US-Dollar betragen - die rund 70 US-Dollar, die Kaffee an den Börsen derzeit kostet, würden also nicht einmal die Anbaukosten decken. Abgesehen davon gehen die 70 US-Dollar nicht direkt an den Bauern. Unter anderem verdienen Zwischenhändler an dem zweit wichtigsten Rohstoff nach Erdöl, die Verschiffung kostet - und Spekulanten schneiden ebenfalls mit. Kaffee wird an den Börsen von New York und London gehandelt. Bevor der Rohkaffee beim endgültigen Käufer - etwa einem Röstunternehmen - ankommt, wird er mehrmals ge- und verkauft. Jeder der Spekulanten hofft dabei, Gewinn zu machen. "Wir vermuten außerdem, dass manche, die bisher mit Erdöl spekuliert haben, auf Kaffee umgestiegen sind", sagte Grafinger.