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Kaffeehäuser kämpfen gegen Getränkesteuer-Ersatzlösung

Von Christine Weniger

Wirtschaft

Im Kaffeehaus würden 80% des Umsatzes mit Aufgussgetränken wie Kaffee, Tee und Schokolade sowie Mehlspeisen und Snacks gemacht. Mit der Ersatzlösung zur Getränkesteuer, die eine Anhebung des Mehrwertsteuersatzes bei Aufgussgetränken von 10 auf 20% und bei Speisen von 10 auf 14% ab 1. Juni vorsieht, würden somit die Kaffeehäuser am meisten getroffen, betonte Maximilian Platzer, Fachgruppenvorsteher der Wiener Kaffeesieder, gestern in einer Pressekonferenz.


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Dadurch bestehe die Gefahr, dass nach einer kurzen Erholungsphase wieder das große "Kaffeehaussterben" beginne. Immerhin seien die rund 2.600 Kaffeehäuser in Wien Teil einer Kultur, die auch von den Touristen stark nachgefragt werde. Die Steuermehrbelastung von ca. 600.000 Schilling bei Leitbetrieben und 70.000 Schilling bei kleinen Kaffeekonditoreien pro Jahr könnten die Betriebe jedoch nicht selbst tragen und müssten daher die Belastung auf die Konsumenten überwälzen.

Dass der typische Kaffeehausbesucher die höheren Kosten aber hinnehmen werde, davon zeigte sich Platzer nicht überzeugt. Gehe man von einem Stammgast aus, der täglich im Kaffeehaus frühstücke, so bedeute dies für ihn eine Mehrbelastung von ca. 2.000 Schilling im Jahr, rechnete er vor. Weniger Kunden bedeuten weniger Einnahmen und weniger Steuern für den Finanzminister, sei die logische Folge, wie Platzer weiter erklärte.

Um die ungeliebte Ersatzlösung vielleicht doch noch abzuwenden, plant die Fachgruppe zwei publikumswirksame Aktionen. In den Wiener Kaffeehäusern liegen bis 10. Mai Unterschriftenlisten auf, die dann Finanzminister Karl-Heinz Grasser "serviert" werden sollen. Und am 5. Mai wird von 9 bis 11 Uhr unter dem Motto "Steuerboykott" gratis Kaffee ausgeschenkt, denn: "Null Schilling Einnahmen bedeuten Null Schilling Steuer", so Platzer. Weiters könne man noch andere Vorschläge zur Ersatzfinanzierung anbieten. Neben einer Erhöhung der Grundsteuer oder des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes auf 21% wollen die Kaffeehausbetreiber eine breitere Verteilung der Lasten auf die gesamte Gastronomie. Erreicht werden könne dies durch eine Erhöhung des reduzierten Mehrwertsteuertarifes von 10 auf 10,5%.

Im Falle der Anwendung der Ersatzlösung würden die Mehrkosten an die Kunden weitergegeben, sagte Platzer. Mögliche Neupreise wollte er allerdings nicht nennen. Üblicherweise werde der Kaffeepreis in 5%-Schritten erhöht, das werde diesmal jedoch nicht reichen, lautete die düstere Prognose für alle Kaffeeliebhaber.