Im Handel dürften Preise gleich bleiben. | Höchstpreise für Robusta im August. | Wien. Röstkaffee könnte in den kommenden Monaten teurer werden, das schließt der österreichische Kaffeeverband nicht aus. Allerdings sind große Preissteigerungen unwahrscheinlich. Im Gegensatz dazu hatte der Verband im Laufe des Jahres immer wieder darauf hingewiesen, dass die Zeit des billigen Kaffees vorüber sei, Kaffee also sicher teurer würde. Tatsächlich hoben Röstereien und Handel die Preise laut Verbandspräsident Gerd Schütz "sehr moderat" an - oder verzichteten schlicht auf manche Aktion. Für große Steigerungen sei der Konkurrenzkampf des Lebensmittelhandels zu groß, sagte er am Dienstag vor Journalisten.
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Damit deckt sich die Preisentwicklung im Handel nicht unbedingt mit jener an den Börsen. Die Preise steigen - ausgehend von einem tiefen Niveau - seit einiger Zeit wieder an. Das hat mehrere Gründe: Vor etwas mehr als zehn Jahren begann Vietnam damit, Kaffee anzubauen und ist nun nach Brasilien der weltweit größte Produzent. Das Angebot auf dem Weltmarkt stieg, die Preise fielen. Viele Bauern, vor allem in Lateinamerika, gaben die Produktion auf. Sie konnten davon nicht mehr leben. Die Welternte ging - bei stetig steigendem Verbrauch - wieder zurück. Im vergangenen Jahr lag die Produktion - die zwei Hauptsorten Arabica und Robusta zusammengenommen - bei 108 Mio. Sack zu je 60 Kilo. Der Verbrauch hingegen betrug 117 Mio. Sack, die Kaffee-Lager wurden abgebaut.
Produktion und Verbrauch allein machen aber noch keinen Preis. Kaffee ist nach Erdöl das weltweit wichtigste Handelsgut. Besonders attraktiv wurden die Bohnen im Spätsommer für Hedge-Fonds: Regen verringerte die Kaffee-Ernte in Vietnam, Spekulanten witterten ihre Chance, griffen zu - und die Preise für die Sorte Robusta stiegen auf den höchsten Stand seit sieben Jahren.
Abseits der Börsen
Von diesen Entwicklungen sind Willington Wamayeye und seine Kaffeebauern nicht betroffen. Wamayeye ist Geschäftsführer von "Gumutindo", einem Zusammenschluss von Produzenten in Uganda, die ihre Ware an Fairtrade-Organisationen verkauft, und dafür unter anderem einen Mindestpreis erhält.
Als Uganda 1991 den Markt für sein wichtigstes Exportgut liberalisierte und internationale Unternehmen im Land Fuß fassen konnten, erhielten die Bauern zunächst höhere Preise als unter der staatlichen Regulierung. Doch die Situation auf dem Weltmarkt änderte sich, die Preise fielen - und mit ihnen die Qualität des Kaffees in Uganda. Viele Bauern mussten ihre Sträucher umschneiden, sagt Wamayeye, der derzeit in Wien zu Besuch ist. "Ich sprach mit Hunderten Familien, wir schlossen uns zusammen, hoben die Qualität - und heute ist die Nachfrage nach unserem Kaffee enorm."
Der gesamte Handel könne allerdings nicht auf fair gehandelten Kaffee umgestellt werden, sagt Schütz. "Außer man schafft die Börse ab", meint Verbandsobmann Helmut Grafinger. Er erhofft sich unter anderem ausgewogene Preise durch eine Verlängerung und Anpassung des internationalen Kaffeeabkommens. Diese bisher eher zahnlosen Vereinbarungen zwischen Produzenten- und Konsumentenländern laufen im kommenden Jahr aus.