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Kaffeetrinken in Strpce

Von Martyna Czarnowska

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Anders als im Norden des Kosovo setzen die serbischen Enklaven im Süden des Landes mehr auf Zusammenarbeit mit den Albanern.


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Nema problema. "Kein Problem": Den Satz verwendet Irina im Gespräch sehr oft. Die 60-jährige Serbin findet es zum Beispiel sehr unkompliziert, ausländische Besucher, die sie auf der Straße nach dem Weg fragen, in ihr Haus einzuladen, ihnen Kaffee anzubieten sowie selbstgemachte Krapfen. Auch wenn sie vom Leben in ihrer kleinen Stadt inmitten der Berge des südlichen Kosovo erzählt, findet sie das meiste gar nicht so schwierig. Dabei könnten die Menschen in Strpce von so einigen Sorgen berichten. Die Gemeinde, die auch das einst in Jugoslawien beliebte Skigebiet Brezovica umfasst, hat an die 15.000 Einwohner: Zwei Drittel von ihnen sind Kosovo-Serben und ein Drittel Kosovo-Albaner. Etwa die Hälfte von ihnen ist arbeitslos, die meisten jungen Menschen sehen kaum Perspektiven für sich, einen von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Plan zur Wiederbelebung des Tourismus könnten nur großzügige Investoren realisieren.

Drei von Irinas vier Kindern sind denn auch aus Strpce weggezogen. Manche Serben wiederum erhalten Unterstützung von der Regierung in Belgrad, die die Unabhängigkeit der einst südserbischen Provinz nicht anerkennt. Sie bekommen Geld für Jobs, die sie nicht mehr ausüben und die sie in der Verwaltung hatten oder in mittlerweile stillgelegten Betrieben. Serbien will seinen Einfluss im Kosovo nicht aufgeben.

Dennoch ist die Situation im Süden des Landes nicht so angespannt wie im Norden, wo sich Serben immer wieder Scharmützel mit Soldaten der internationalen Schutztruppe Kfor oder kosovarischen Behörden liefern. Diese mühen sich, rechtsstaatliche Strukturen in der Region zu errichten, die sich weitgehend ihrer Kontrolle entzieht. Anders als dort scheinen die serbischen Enklaven im Süden aber mehr auf Kooperation mit den Albanern zu setzen.

Dennoch ist auch da das Misstrauen zwischen den beiden Volksgruppen noch nicht völlig entschwunden. Zu tief sind die Wunden, die der Krieg geschlagen hat, als hunderttausende Menschen vertrieben und ganze Dörfer verbrannt wurden. Es ist gerade einmal dreizehn Jahre her, dass Serbien den Autonomiebestrebungen des Kosovo mit derartiger Gewalt begegnet ist.

Mittlerweile hat sich das Land für unabhängig erklärt. Und die Serben und Albaner in ihrer Stadt leben genauso nebeneinander wie sie es einst getan hatten, erklärt die Serbin Irina. Anders sieht das jedoch der junge Mirko. Der 20-Jährige, der in der knapp hundert Kilometer nördlich gelegenen zweigeteilten Stadt Mitrovica seine Ausbildung zum Feuerwehrmann macht, fühlt sich nicht ganz wohl in seiner Haut, wenn er allein seinen Ort verlässt und beispielsweise in die Hauptstadt Prishtina fährt. Manchmal begleitet ihn dabei ein befreundeter Polizisten, der albanisch spricht. Als Serbe möchte sich Mirko nämlich nicht zu erkennen geben - er befürchtet für ihn unangenehme Reaktionen.

Er selbst versucht dann, sich auf Englisch zu verständigen. Denn in der Schule hat er alles andere auf Serbisch gelernt, so wie albanische Kinder in ihren Klassen auf Albanisch lernen. So ist es nicht zuletzt die gemeinsame Kommunikation, die dann doch Probleme bereitet.