Zum Hauptinhalt springen

Kafka gegen Sengmüller

Von David Axmann

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Welt ist voll von Gegensätzen. Folglich auch der ORF. Das beschert einem manchmal staunenswerte Erlebnisse. Zum Beispiel am Dienstagabend. Um halb neun wurde im Ö1-Hörspielstudio die großartige, schon im Range eines Radioklassikers stehende Aufnahme von Franz Kafkas "Bericht für eine Akademie", gesprochen von Klaus Kammer, wieder einmal gesendet. Welch beglückendes Wiederhören, welch bedrückendes Wiedererleben! Denn das Glück, das von diesem Sprachkunstwerk ausgeht, rührt uns ans Herz und führt uns zu der peinlichen Erkenntnis, dass das Wesen des Menschen sich im Reproduzieren von ein paar Dutzend Verhaltensweisen erschöpft, die freilich auch ein gewitzter Affe erlernen kann.

Um zehn nach neun begann in ORF 1 ein neuer Fall mit dem "Bullen" Ottfried Fischer. (Über ihn, den Hauptdarsteller dieser Serie, ist ja wohl schon alles gesagt.) Mich interessierte, von Kafka kommend, was diesmal in Bad Tölz so geredet wurde. Ein paar Beispiele. Benno: "Unter gewissen Umständen kann eine Gebirgsschlucht auch zur Tatwaffe werden." Sabrina: "Wir bewegen uns auf sehr dünnem Eis, mein Hase." Vincent, ein Maler: "Was wäre das Leben ohne ein bisschen Risiko?" Mama Berghammer: "Das Wort Kunst kommt von Kunst ma net a Göld leihen." Benno: "Ich bin für Kapitalverbrechen zuständig, nicht für Kapitalbeschaffung." Sabrina: "Männer, die lange allein leben, werden irgendwie komisch."

Der Drehbuchautor heißt übrigens Franz Xaver Sengmüller.