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Kalinka in Moll gespielt

Von Eva Stanzl

Wirtschaft

Russland verliert Wachstumsdynamik. | "Moskau bisher von Krise verschont". | Wien.Juri Luschkow, Bürgermeister von Moskau, sieht in der Finanzkrise einen Schuldigen: die USA. "Die Krise hat wurde nicht nur durch den Kollaps der Hypothekenbanken ausgelöst, der ein Indikator für das unausgegorene Finanzsystem ist. Sondern sie hat ihre Ursache in den hohen Rüstungsausgaben der USA für eine Demokratisierung nach eigenem Muster", spielte Luschkow auch auf den Irak-Krieg an. Danach sei ein Dominoeffekt eingetreten, erklärte er am Freitag beim "Internationalen Investitionsforums Moscow - Invest 2008". Luschkow zufolge machen die Rüstungsausgaben Russlands nur drei Prozent jener der USA aus.


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Moskau sei bisher von der Finanzkrise verschont geblieben, betonte das Oberhaupt der 11,5-Millionen-Einwohner-Stadt. "Die Krise hat unser Budget in keiner Weise berührt", erklärte Luschkow. Die Monatsgehälter lägen bei durchschnittlich 1000 Dollar (740 Euro), die Pensionen würden im Dezember erhöht. Die russische Hauptstadt verfüge über einen Budgetüberschuss und werde seine sozialen Verpflichtungen, etwa im Wohnbau oder gegenüber der ärmeren Bevölkerung, einhalten. Betrieben greife Moskau mit Förderungen unter die Arme, um Arbeitsplätze zu sichern.

Dem gegenüber steht eine sich in der Bevölkerung breit machende Angst vor Kündigungen und Lohnkürzungen in der teuersten Stadt Europas. Berichten zufolge ist die Kreditwirtschaft am Boden. Geldinstitute verlangen von Haus- und Autobesitzern die vorzeitige Rückzahlung von Darlehen, berichtet die Agentur dpa. Experten zufolge lebe die russische Wirtschaft jedoch von Krediten.

"Bisher konnte sich unsere Wirtschaft aufgrund des großen Binnenmarkts von der Weltwirtschaft abgrenzen. Das größte Problem ist die Inflation", erklärte Stanislaw Ossadtschij, Botschafter Russlands in Wien, am Rande der Veranstaltung.

Abschied vomgoldenen Zeitalter

Für 2008 prognostiziert die russische Regierung eine Inflationsrate von 11,8 Prozent. Das Wirtschaftswachstum 2009 werde sich auf vier bis fünf Prozent verlangsamen. Russlands Ex-Zentralbankchef Sergej Dubinin schließt sogar einen Rückgang auf 2,5 Prozent nicht aus, berichtet die Nachrichtenagentur "RIA Novosti". Zudem habe die Kapitalflucht aus Russland im September mit 25 Mrd. Dollar ein Rekordhoch erreicht. Die russische Regierung will nun Beteiligungen an Unternehmen kaufen, die ausländische Investoren verkaufen.

Die Raiffeisen International, die größte Auslandsbank in Russland, rechnet mit einem Wachstumsrückgang im Bankensektor in Russland von plus 26 Prozent auf plus 15 Prozent 2009 bis 2013. Dennoch hält sie an ihrem Ziel eines Jahresüberschuss 2008 von einer Mrd. Euro fest.