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Kaltenegger, der "Engel der Armen"

Von Ina Weber

Politik

KPÖ: Drittstärkste Kraft im Land. | Ernest Kaltenegger im Porträt. | Wien. Zurückhaltend, höflich und ein Ziel vor Augen: Geben statt Nehmen. Mit diesem Vorsatz schaffte es Ernest Kaltenegger, KPÖ-Chef der Steiermark und Stadtrat in Graz, die Kommunisten zur drittstärksten Partei im Land zu machen. Trotz Warnungen der steirischen Volkspartei vor "Rot-rot" und trotz Hinweis Bundeskanzlers Wolfgang Schüssels im Gedankenjahr 2005 ein klares Zeichen gegen den Nationalsozialismus und Kommunismus zu setzen.


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Der 55jährige gebürtige Obersteirer wuchs in ärmlichen Verhältnissen bei seinen Großeltern auf. Sein Opa war Holzknecht im Dienste des Stifts Admont, daher kam auch seine politische Prägung: "Am Land ist eben der Unterschied zwischen oben und unten spürbarer." Mit 15 Jahren trat Kaltenegger der Sozialistischen Jugend bei, wo er von 1970 bis 1971 Bezirksobmann der SJ in Judenburg wurde. Der SPÖ kehrte er jedoch 1972 den Rücken, weil "bei den Funktionären die Kluft zwischen Wort und Tat schon damals sehr groß war". Er wurde 1972 Obmann der Kommunistischen Jugend Graz, dann Landessekretär der KJÖ und ab 1981 wurde er Mitglied des Gemeinderates.

1992 richtete Kaltenegger den "Mieter-Notruf" ein. Er konzentrierte sich auf konkrete Hilfe, nie auf Programme, räumte der KPÖ-Chef stets ein. Dieses Motto verhalf ihm schließlich zum ersten großen Erfolg. 1998 schaffte Kaltenegger den KPÖ-Einzug in den Grazer Stadtsenat. Mit ihm zog somit erstmals nach vier Jahrzehnten ein Kommunist in die Regierung einer Landeshauptstadt ein. 2003 toppte Kaltenegger mit 20,9 Prozent, zwölf Mandaten und zwei Senatssitzen den Erfolg in Graz.

Sein Image als "Nothelfer" und "Engel der Armen" pflegt Kaltenegger bewusst, sieht sich selbst jedoch "eher als Dienstleister". Ein Teil seines Gehaltes kommt Bedürftigen zugute. Sein Privatleben behält er gerne für sich. Er hat einen Sohn, ist seit kurzem geschieden, lebt bescheiden und fährt mit dem Fahrrad oder mit seinem Skoda ins Büro.