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Kalter Krieg der Währungen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Russland ist flächenmäßig das größte Land der Welt. Ein Wirtschafts-Embargo hat daher wenig Sinn, denn diese Grenzen kann niemand kontrollieren. Von irgendeiner Seite sickern sanktionierte Produkte sicher ins Land. Die USA und Europa haben daher den Finanzmarkt ins Sanktions-Visier genommen.

Und das hat für Russland desaströse Auswirkungen. Das rohstoffreiche Land verkauft Öl und Gas - und erhält dafür Dollar und Euro. Mit diesen Devisen expandieren russische Banken; Maschinen und westliches Know-how wird eingekauft. Sanktionen in diesem Bereich würden bedeuten, dass Russlands Wirtschaft diese Dollar und Euro nicht länger nutzen kann. Und niemand im Westen wird (erlaubte) Ware liefern, und sich in Rubel zahlen lassen. Die russische Währung ist jetzt schon schwach, die dadurch verteuerten Importe treiben die Inflation. Die Notenbank in Moskau musste bereits die Zinsen erhöhen, was die Konjunktur wohl weiter eintrübt.

Die Waffen der USA und Europas dabei heißen "Fedwire" und "Target-2". Über diese beiden Zahlungssysteme - jeweils in der Hand der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank - laufen sämtliche Dollar- bzw. Euro-Transaktionen. Wenn diese Systeme die russischen Banken aussperren, wird deren Motor nicht mehr geölt. Die Folge ist ein Verreiber.

Bis dahin wird auch die europäische Wirtschaft angesichts der Handelsverflechtungen enorm leiden - doch Russland droht im Ernstfall ein Zusammenbruch.

Das weiß Putin, daher versucht er auch, das Oligopol aus (vor allem) Dollar und Euro zu brechen. Der Beschluss, mit Brasilien, Indien, China und Südafrika eine Alternative zur "Weltbank" zu gründen, weist den Weg.

In entspannten Zeiten müsste diesen Ländern sogar recht gegeben werden. Die Vorherrschaft der USA und Europas in der Weltbank entspricht längst nicht mehr den realen ökonomischen Gewichten. Vor allem China ist eindeutig unterrepräsentiert.

Ob allerdings der russische Zugang hilfreich ist, sich von Dollar und Euro aus machtpolitischem Kalkül zu "befreien", muss bezweifelt werden. Globale Probleme verlangen auch globale Lösungen. "Divide et impera" à la Putin löst nichts, sondern führt - wie zu beweisen war - nur dazu, dass die Leichen Unschuldiger auf ostukrainischen Feldern verwesen.