Heute wird über die mögliche Enthaftung des Ex-Journalisten Ladislav Niznansky, an-geklagt wegen NS-Kriegsver-brechen, entschieden. In der Slowakei ist man über diese Entwicklung empört.
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Die Augen der Bürger aus den slowakischen Dörfern Ostry Grun und Klak sind nach München gerichtet. Dort findet das Verfahren gegen den mutmaßlichen NS-Kriegsverbrecher Ladislav Niznansky statt, der für Massaker in beiden Orten verantwortlich sein soll. Der 86-Jährige bestreitet die Tat, der Hauptzeuge des Prozesses, der 79-jährige Jan Repasky, der gemeinsam mit Niznansky Mitglied bei der Partisanen-Abwehrtruppe "Edelweiß" war, macht widersprüchliche Aussagen: Der an den Rollstuhl gefesselte Slowake weist erhebliche Erinnerungslücken auf und zieht seine belastenden Stellungnahmen immer wieder zurück. Der Anwalt Niznanskys hat deshalb die Haftentlassung seines Mandanten gefordert, da der einzige Zeuge der Anklage nun weggefallen sei. Das Münchner Gericht wird heute darüber befinden.
Verbitterung
Die Bewohner von Klak und Ostry Grun sind über den Verlauf des Verfahrens enttäuscht. "Unsere Bürger sind verbittert", so Pavol Mesiarik, Bürgermeister von Klak. "Die Halsabschneider aus dem Kommando Edelweiß haben sich verbündet, sie decken sich", ist Jan Repisky, Bürgermeister von Ostry Grun, überzeugt. "Es ist absurd zu glauben, dass der Kumpane von Niznansky (Repasky, Anm.) gegen Niznansky aussagen wird", meint der Historiker Ivan Kamenec vom Geschichte-Institut der Akademie der Wissenschaften.