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Kampagne gegen Missbrauch von Kindern im Tourismus

Von Brigitte Suchan

Wirtschaft

Am 1. März haben "respect, Zentrum für Tourismus & Entwicklung" sowie das Institut für Integrativen Tourismus & Freizeitforschung (IITF) gemeinsam mit der WTO, der Welttourismusorganisation erstmals den neuen respect-award für besondere Initiativen im sozialverantwortlichen Tourismus vergeben. Eine Expertenjury der Organisationen wählte für das Jahr 2001 die Austrian Airlines zum ersten Preisträger.


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Im Rahmen einer breit angelegten Kampagne wurde von "respect", gemeinsam mit fünf europäischen Partnern, innerhalb eines EU-Projektes der "Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung im Tourismus" ausgearbeitet. Dieser Kodex spiegelt auch eine konkrete Umsetzung des von der WTO (World Tourism Organisation) formulierten "Global Code of Ethics in Tourism" wider.

Ziel dieses Projektes ist es, durch Information und Aufklärung der Reisenden und der Reisebüromitarbeiter sowie durch gezielte Schulungen der in der Reisebranche Tätigen den sexuellen Missbrauch von Kindern durch Touristen zu verhindern.

Inflight-Spot für Flugpassagiere

Um eine möglichst breite Öffentlichkeit für dieses Thema zu sensibilisieren, produzierte das Filmteam Dolezal und Rossacher im Auftrag des Bundesministeriums für Soziale Sicherheit und Generationen das Kurzvideo "Kindesmissbrauch ist kein Kavaliersdelikt", das als Inflight-Spot Flugpassagiere für das Thema "Kindesmissbrauch durch Touristen" sensibilisieren und Reisende insbesondere darüber aufklären soll, dass im Ausland begangene Delikte dieser Art auch im Inland nach dem österreichischen Strafgesetz verfolgt werden. Seit 1997 wird ein im Ausland begangenes Sexualdelikt an Kindern, unabhängig von den Gesetzen des Tatorts, nach den in Österreich geltenden Gesetzen bestraft.

Sensibilisieren für ein heikles Thema

Austrian Airlines haben als eine der ersten europäischen Airlines - neben der Air France und Lufthansa - durch die Präsentation dieses Videos konkrete Maßnahmen im Kampf gegen Kindesmissbrauch im Tourismus gesetzt. Der Videospot ist bereits seit 1999 auf bestimmten Langstreckenflügen der Austrian Airlines zu sehen - derzeit auf der Strecke Wien - Neu Delhi. Josef Burger, Chief Commercial Officer der Austrian Airlines AG, sieht das Engagement der Austrian Airlines "als Signal an die Absatzmittler von Flugreisen, die Reisebüros, gemeinsam mit uns die sexuelle Ausbeutung von Minderjährigen im Tourismus zu bekämpfen."

Im Herbst 2001 unterstützten Austrian Airlines auch die umfangreiche Evaluation, die erste dieser Art. Mit der Evaluation sollte eine Grundlage für Fluggesellschaften dahingehend geschaffen werden, dass Inflight-Videos, auch zu sozial schwierigen Themen, ein wirksames Instrument für das Engagement von Airlines sein können. Die Ergebnisse zeigten eindeutig, dass nahezu alle Befragten es begrüßen würden, wenn solche Spots auf allen Flügen gezeigt würden.

Mehr als 90 Prozent der Fluggäste reagierten positiv auf die Ausstrahlung des Videospots. Weit über 80 Prozent der Befragten begrüßten diese Maßnahme zur Aufklärung und Bewusstseinsbildung. Mehr als 70 Prozent sprachen sich sogar dafür aus, dass solche Spots auf allen Flügen der Austrian Airlines Gruppe gezeigt werden sollten, unabhängig von der Destination.

Wenn der kommerzielle Kindesmissbrauch im Tourismus - weltweit sind davon bis zu sechs Millionen Kinder zwischen 6 und 18 Jahren betroffen - nicht mehr übersehen, sondern von Reiseveranstaltern, Hotels, Urlaubern und anderen Beteiligten öffentlich geächtet wird, wird es vor allem für Gelegenheitstäter schwieriger, unerkannt und ohne Konsequenzen Kinder als Teil ihres persönlichen "Urlaubsvergnügens" zu missbrauchen.

"respect", IITF und WTO wählten die Austrian Airlines im Rahmen des respect-awards 2001 als vorbildliches Beispiel einer Kooperation zwischen Tourismuswirtschaft und NGOs zur Umsetzung eines sozialen Anliegens durch konkrete Maßnahmen.

Soziale Verantwortung beim Reisen

"respect, Zentrum für Tourismus & Entwicklung", eine Organisation im entwicklungspolitischen Bereich, setzt sich hauptsächlich mit dem Thema Tourismus in sogenannte Entwicklungsländer auseinander und strebt durch Projekte und Maßnahmen einen sozialverträglichen, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Tourismus an. Nachdem in den vergangenen Jahren insbesondere der Schutz der Umwelt im Tourismus in den Vordergrund rückte, will "respect" an der Schwelle des neuen Jahrtausends auch soziale Anliegen in den Mittelpunkt rücken.

"Immer mehr Reisende legen nicht nur Wert darauf, in schöne, saubere Landschaft zu fahren und mit ihrer Reise die Umwelt nicht zu belasten, immer wichtiger wird für die Reisenden auch das reine 'soziale Gewissen'", so Christian Baumgartner von "respect". Was bei Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch von Kindern im Tourismus beginnt, hört bei adäquater Entlohnung und entsprechenden Sozialleistungen für die Angestellten auf, definiert man bei "respect" die soziale Verantwortung der Reisebranche. Gar nicht so wenige Projekte und Maßnahmen, so Baumgartner, würden davon zeugen, dass sich der Tourismus langsam dieser Verantwortung bewusst wird.

Der respect-award wurde geschaffen, um vorbildhafte Initiativen hervorzuheben und einmal jährlich Unternehmen, Institutionen, Netzwerke oder Einzelpersonen des österreichischen Tourismus auszuzeichnen, die Schritte zur Umsetzung der in den verschiedenen Deklarationen festgeschriebenen sozialen Verantwortung gesetzt haben. Dies betrifft sowohl den Tourismus innerhalb Österreichs sowie den von Österreich ausgehenden Tourismus in Destinationen weltweit. Nominierungen werden jeweils bis 31.November eines jeden Jahres vorgenommen.

http://www.respect.at