Zum Hauptinhalt springen

Kampf dem Notendruck

Von Brigitte Pechar

Politik

Schuldirektorin für fließenden Übergang von Volks- in Mittelschule.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. 490.000 Schüler von Wien, Niederösterreich und Vorarlberg sind mit der Schulnachricht in die Semesterferien gestartet. Rund 50.000 von ihnen haben einen Fünfer in ihrer Benachrichtigung. Aber was sagen Noten aus? Die Notengebung ist oft nicht einmal innerhalb einer Schule vergleichbar.

Etwa 64 Prozent der Volksschüler besuchen im Anschluss die NMS, 33 Prozent eine AHS. Der Druck der Eltern auf Volksschullehrer, ihren Kindern eine gute Note in die Leistungsbeurteilung zu geben, steigt. Aber tatsächlich ist gegen die Schulnachricht keine Berufung möglich. Berufen können Eltern nur gegen ein Jahreszeugnis, wenn der Aufstieg in eine höhere Klasse damit nicht möglich ist.

Wie also schützt man Lehrer, damit sie nicht unter Druck gesetzt werden? Unterrichtsministerin Claudia Schmied hat dafür eine klare Antwort: "Die frühzeitige Trennung der Neun- und Zehnjährigen aufheben und eine gemeinsame Schule schaffen. Dann ist der Druck weg - sowohl auf die Schüler als auch auf die Lehrer."

Renate Schodl, Direktorin der Neuen Mittelschule und Hauptschule Poysdorf im Weinviertel, rät den Lehrern zu möglichst großer Transparenz bei der Notengebung. "Wenn Eltern und Kinder Bescheid wissen, häufig auch eine zweite Chance erhalten, ihre Noten zu verbessern, dann gibt es auch wenig Probleme."

Wichtig sind Transparenz und Kommunikation

Die Hauptschule in Poysdorf wurde zu Beginn des Schuljahres auf eine Neue Mittelschule umgestellt, dennoch kann Schodl schon jetzt sagen, dass sich alles zum Besseren gewendet hat: "In der NMS gibt es neben den Noten auch eine verbale Beurteilung. Damit kann etwa ein Befriedigend ganz anders dargestellt werden, weil die Lehrer bestimmte Qualitäten der Kinder besser hervorheben können." Alles stehe und falle mit einer guten Kommunikation mit den Eltern.

Nahtstellenarbeit vor Übertritten essenziell

Essenziell ist für die Direktorin - sie leitet eine NMS und Hauptschule mit 15 Klassen, 280 Kindern und 42 Lehrern - die Nahtstellenarbeit. Damit meint sie die Kontakte zwischen Volksschule und NMS. Das bedeutet, dass ein NMS-Lehrer in die vierten Klassen der Volksschulen des Einzugsbereichs geht, dort die Kinder kennenlernt und erklärt, was sie im kommenden Schuljahr in der NMS erwartet. Auch der Kontakt zu den Volksschullehrern sei von großer Bedeutung. So wisse man, was die Kinder ins neue Schuljahr mitbringen würden.

"Für uns ist das sehr wichtig, damit wir Kontinuität herstellen." Dafür gebe es auch einen gesetzlichen Auftrag, aber nicht alle Schulen würden das so ernst nehmen. "Das hängt vom Engagement der Schulen ab", sagt Schodl. Die Lehrer, die diese Nahtstellenarbeit übernehmen, müssen dafür eine Wochenstunde weniger unterrichten.

In Poysdorf im Bezirk Mistelbach geht man aber noch einen Schritt weiter: "Wir organisieren einen gemeinsamen Unterricht von Volksschul- und NMS-Klassen. Das kann eine Deutschstunde sein, aber auch Musik- oder Turnunterricht. So lernen die Kinder unsere Schule kennen." Und all das ist natürlich auch mit einem Eigennutzen verbunden: "Wir haben ein engagiertes Team und wollen uns einen guten Ruf erarbeiten", sagt Schodl.

Die NMS gibt der Schule aber auch Gelegenheit, Nahtstellenarbeit in weiterführende Schulen zu pflegen, da Lehrer der Handelsakademie dort unterrichten. "Die HAK-Lehrer sehen im Teamteaching schon, welche Kinder für weiterführende Schulen besonders geeignet sind und darüber hinaus gibt es Berufsorientierung.