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Kampf für Bachelorstudium Internationale Entwicklung

Von Bettina Figl / WZ Online

Politik

Studierende besetzten Audimax und Rektorat.| 150 Personen müssen mit Anzeigen rechnen.


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Wien. Im Wintersemester haben 600 Studierende den Bachelor Internationale Entwicklung (IE) begonnen, und im deutschsprachigen Raum ist dieses Studium einzigartig. Nichtsdestotrotz steht es vor dem Aus. Dafür haben die Studierenden kein Verständnis, und auch Stefan Ossmann, Sprecher der rund 100 Mitarbeiter im akademischen Mittelbau des Studiengangs, zeigt sich solidarisch: Nur im Bachelorstudium könne man "so richtig querdenken" – doch dem will das Rektorat der Universität Wien ab Herbst 2012 den Riegel vorschieben.

Dagegen haben am Donnerstag zwischen 100 (Polizeiangabe) und 150 Studierende (Studierendenangabe) protestiert und etwa dreieinhalb Stunden lang das Rektorat besetzt. Als die Polizei anrückte, verließ ein Teil der Protestierenden das Rektorat freiwillig, ehe es – so die Polizeiangaben –"unter Jubel" der übrigen Studenten geräumt wurde. Während des Protests sei eine Angestellte beim Aufdrücken der Tür durch die Protestierenden "ganz leicht" am Ellbogen verletzt worden. Ganz anders die Darstellung der Studenten: Sie sprechen von "brutalem Vorgehen" der Polizei gegen einen "friedlichen Protest", bei dem mehrere Protestierende verletzt worden seien.

Audimax von Polizei geräumt

Am Nachmittag wurde dann auch der größte Hörsaal der Uni, das Audimax, besetzt. Am Abend hat die Polizei den Hörsaal jedoch geräumt. Rund 150 Personen haben sich laut Angaben der Exekutive zu dieser Zeit noch im Hörsaal befunden. Da es sich um eine nicht angemeldete Veranstaltung gehandelt habe, müssten diese nun nach Aufnahme der Personalien mit Anzeigen nach dem Verwaltungsstrafgesetz rechnen, hieß es. Einige Studenten sprachen gegenüber der APA von einem "super Zeichen des Widerstands".

Freitag früh um 9 Uhr wollen die Demonstranten eine "alternative Lehrveranstaltung" in einer Bankfiliale gegenüber der Uni Wien abhalten. Die weitere Vorgehensweise soll dann um 13 Uhr im Hörsaal C1 am Uni-Campus im Alten AKH besprochen werden.

Umstieg zu "artverwandten" Studien keine gute Option

Der Grüne Wissenschaftssprecher Kurt Grünewald stellt sich hinter die Studenten. "Dieses Studium muss erhalten bleiben, in welcher Form auch immer", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" und berichtet von positiven Gesprächen mit Uni-Wien-Rektor Heinz Engl vor zwei Wochen. In diesen hätte sich Engl bereit erklärt, den Bachelor in "artverwandten" Studien wie Politologie oder Bodenkultur machen zu können. Dies sei für die Uni Wien allerdings keine gute Option, da diese Studien ebenso schlecht finanziert seien, so Ronja Schonscheck von der Basisgruppe IE. Und der Erhalt als eigenes Bachelorstudium koste nur eine "läppische Summe", so Grünewald: Er spricht von 500.000 bis 1 Million Euro pro Jahr.
<br style="font-weight: bold;" /> Klagen wären möglich

Er will einen Entschließungsantrag im Parlament einbringen, glaubt aber nicht, dass andere Parteien mitziehen. Er sagt, die Uni Wien sei verpflichtet, ein Studium anzubieten, das Bologna Rechnung trage und Bachelor, Master und Doktor anbiete. Andernfalls sieht er die Chance, dass Studierende dieses Recht einklagen könnten. Das Rektorat war am Donnerstag für keine Stellungnahme zu erreichen.