Jerusalem - "Ich will alle Menschen um mich herum küssen! Saddam hat sich als großer Führer bewährt, indem er den amerikanischen und britischen Hunden eine unvergessene Lehre erteilt hat. Beim Anblick eines jeden amerikanischen Gefangenen kann ich nur jubeln!", ereifert sich ein Mitglied der "Force 17" genannten Leibwache des palästinensischen Präsidenten Yasser Arafat in Ramallah. In dem Kaffee läuft ununterbrochen der arabische TV-Sender "Al Jazeera". Grausigste Bilder werden da nicht wegzensiert. Zerfetzte irakische Leichen schüren den Hass auf die Amerikaner, gefangene US-Soldaten lösen Entzücken und Siegesgewissheit aus.
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Der palästinensische Hass auf alles Amerikanische und Britische führte schon zu Brandbombenanschlägen auf britische Banken und Filialen amerikanischer Firmen in Ramallah. Westliche Diplomaten trafen sich alarmiert mit palästinensischen Verantwortlichen, nachdem ein Flugblatt der unbekannten Gruppe "Unterstützer Iraks" aufgetaucht war: "Bekämpft sie, diese internationalen Scheusale. Sie verbrennen den Irak und bombardieren Bagdad. Sie hassen den Islam". Präsident Yasser Arafat verfügte daraufhin, bewaffnete Wachen vor mögliche Angriffsziele aufzustellen und die Hintermänner des Flugblatts ausfindig zu machen.
In der vergangenen Woche schickte eine Gruppe palästinensischer Angehöriger von Gefangenen eine Petition an Saddam Hussein, im Falle eines Gefangenenaustausches mit den Amerikanern und Briten, die 8.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen einzubeziehen. Die Namensliste mit Marwan Barguti an der Spitze, wurde über die pro-irakische "Arabische Front" von Ramallah nach Bagdad geschickt. Der Irak hat seit zwei Jahren jede Familie eines palästinensischen Selbstmordattentäters mit einem Scheck in Höhe von 25.000 Dollar "entschädigt". Andere "Märtyrer" erhielten dieser Tage noch in Gaza irakische Schecks in Höhe von 10.000 Dollar. Sie bedeuten für die Familien eine beachtliche Einnahmequelle. Laut UNO müssen sich die Menschen in den palästinensischen Gebieten mit zwei Dollar pro Tag und Kopf begnügen.
Die palästinensische Führung, im Augenblick mehr mit einer Regierungsbildung durch den neuen Premier Mahmud Abbas (Abu Mazen) beschäftigt, schweigt zu den Vorgängen im Irak. Die verantwortlichen Palästinenser denken schon an die Zeit nach Saddam Hussein und wollen sich nicht kompromittieren. Abu Mazen hat am Wochenende in Gaza erste Gespräche mit Vertretern der Hamas geführt, um sie zu einem Waffenstillstand zu bewegen.
Auch wenn die Menschen auf der Straße ihrem Hass auf Amerikaner und Israelis freien Lauf lassen, so wissen Verantwortliche wie Abu Mazen, dass große Terroranschläge gegen Israel jetzt während des amerikanischen Irak-Krieges verheerende Folgen für die Palästinenser haben können. Das britische Drängen, den nahöstlichen "Fahrplan" voranzutreiben und eine Äußerung des britischen Außenministers Jack Straw, aus der herausklang, dass Israel nach dem Krieg den Preis für das amerikanisch-britische Engagement im Irak zahlen sollte, wurden auch in Ramallah vernommen, während die Israelis aus Sorge schon den britischen Botschafter ins Außenministerium zitierten.
Arafats Berater wissen, dass die Palästinenser leicht "die nächste Zielscheibe der Amerikaner" werden könnten. Durch eisernes Schweigen bemüht sich Arafat, nicht seine Fehler während des Golfkrieges 1990/91 zu wiederholen. Damals umarmte er als einziger arabischer Führer den Diktator von Bagdad. Nach jedem Raketeneinschlag in Tel Aviv tanzten Palästinenser auf den Dächern. Sie büßten bitter dafür. 300.000 wurden nach der "Befreiung" aus Kuwait vertrieben. Saudiarabien und andere Ölstaaten stoppten die finanziellen Zuwendungen an die PLO. Arafat saß noch im Exil in Tunis, fast bankrott und von der arabischen Welt zum Paria erklärt. Das nutzte damals der Premierminister Yitzhak Rabin, um Arafat zur Unterschrift unter das "israelische Diktat" von Oslo zu zwingen. Jetzt wartet Arafat auf den amerikanischen "Fahrplan" mit der Errichtung eines palästinensischen Staates bis 2005 als Ziel. Jedoch Punkt Eins des Palnes lautet: Ende des Terrors.