Tschechische Interessenten geben nicht auf. Erwerb bei BWB angemeldet.
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Wien. Der Bieterkampf um die Casinos Austria AG geht in die nächste Runde. Die tschechischen Interessenten um den Investor Peter Goldscheider haben gestern bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) den indirekten Erwerb von Casinos-Anteilen angemeldet. Diese Anteile beansprucht auch die Novomatic für sich und sind strategisch in der Übernahmeschlacht von erheblicher Bedeutung.
Das tschechische Konsortium Austrian Gaming Holding (AGH) mit Sitz in Prag will die neue Mehrheitseigentümerin der Casinos Austria AG (Casag) sein. Die AGH beabsichtigt laut Bundeswettbewerbsbehörde einerseits ihrer Beteiligung an der Medial auf 88,89 Prozent zu erhöhen und andererseits 16,79 Prozent der Casag-Aktien zu erwerben.
Durch diese Erwerbsvorgänge werde die AGH direkt bzw. indirekt 50,82 Prozent der Aktien halten und somit die alleinige Kontrolle an der Casag erwerben. Derzeit ist die AGH mit 29,63 Prozent an der Medial Beteiligungsgesellschaft mbH beteiligt. Die AGH will weitere 59,26 Prozent erwerben. Die Medial hält ihrerseits 38,29 Prozent der Casag-Aktien.
Hinter dem Investor Peter Goldscheider stehen die beiden tschechischen Industriellen Karel Komárek und Jiri mejc. Novomatic, Favorit der verkaufswilligen heimischen Banken, gehört Johann Graf.
Als Unternehmenswert der Casinos Austria, zu der auch die Lotterien-Gesellschaft gehört, wird mittlerweile ein Betrag um 550 Millionen angenommen.
Aufgrund komplizierter Syndikatsverträge ist nicht klar, wie die dort vereinbarten Vorkaufsrechte zu interpretieren sind. Die tschechischen Interessenten haben der Wiener Städtischen ihre Anteile abgekauft und pochen darauf, dass ihr Angebot an die ebenfalls beteiligte Raiffeisen-Gruppe gilt. Also hat Goldscheider den Kauf der Raiffeisen-Anteile bei der Wettbewerbsbehörde angemeldet.
Wie der Syndikatsvertrag zu lesen ist, ist seit Dezember gerichtsanhängig, grundsätzlich will Raiffeisen an Novomatic verkaufen. Mit diesem Schachzug zeigen Goldscheider und seine tschechischen Investoren, dass sie nicht gewillt sind, den Kampf um das Glücksspielunternehmen aufzugeben.
Die Behörde muss nun binnen vier Wochen eine Entscheidung treffen, ob sie diesen Antrag auf Zusammenschluss zulässt. Da bis dahin kein Gerichtsurteil zu erwarten ist, dürfte das so sein, meinen Juristen. Auch Novomatic hat den Kauf gemeldet.
Damit verlagert sich der Übernahmekampf endgültig auf die juristische Ebene.
Die Staatsholding ÖBIB ist mit 33 Prozent an den Casinos beteiligt und hegt eher Sympathien für Novomatic. Gerichte und Behörden könnten das freilich anders sehen . . .