Die Senkung der Körperschaftsteuer auf 25% ab 2005 veranlasst viele ausländische Unternehmen, einen Standort in Österreich in Erwägung zu ziehen. Das merkt auch die Betriebsansiedlungsagentur Austrian Business Agency (ABA): Sie verzeichnete in den ersten zwei Monaten dieses Jahres um 60% mehr Erstanfragen. Die Anfragen aus Deutschland haben sich sogar verdoppelt, sagte ABA-Geschäftsführer René Siegl gestern bei der Präsentation des Jahresberichts 2003.
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Das wird Bayerns Wirtschaftsminister Otto Wiesheu nicht gerne hören. Er hatte der ABA schon im November des vergangenen Jahres vorgeworfen, sie werbe in Bayern "mit flotten Sprüchen, Übertreibungen und Halbwahrheiten" für den - besseren - Standort Österreich. Das stimme nicht, betonten Siegl und Wirtschaftsminister Martin Bartenstein: Alle Zahlen und Fakten seien nachvollziehbar. Nichtsdestotrotz verwehren bestimmte deutsche Medien der ABA nun die Schaltung von Inseraten, was bei Bartenstein "Erstaunen und Bedauern" ausgelöst hat. Er appelliert an die Verantwortlichen in Bayern, sich fair zu verhalten. Österreich habe nachweisbar ein höheres Wirtschaftswachstum, ein höheres Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf, ein niedrigeres Budgetdefizit, eine niedrigere Arbeitslosenrate und niedrigere Arbeitskosten pro Stunde als Deutschland.
Die ABA ist für Bartenstein ein "Spiegel für die Standortattraktivität Österreichs". Nach einem besonders schwierigen Jahr 2002 konnte die Betriebsansiedlungsagentur im vergangenen Jahr wieder bessere Zahlen vorlegen. 82 Unternehmen - das sind um acht mehr als 2002, allerdings um 38 weniger als 2001 - hat die ABA 2003 bei der Ansiedlung in Österreich unterstützt. Damit verbunden waren ausländische Investitionen von insgesamt 1,275 Mrd. Euro. Rechnet man die Großinvestition des Hongkonger Mischkonzerns Hutchison Whampoa in das UMTS-Netz heraus, ergibt sich ein Wert von 395 Mill. Euro. Das sei immer noch ein Plus von 10%, sagte Bartenstein. Zum Vergleich: 2002 waren die Investitionen um 40% von 591 Mill. auf 355,4 Mill. Euro eingebrochen.
43 (nach 26) und somit mehr als die Hälfte aller in Österreich im Jahr 2003 angesiedelten Unternehmen kamen aus Deutschland. 39 Firmen siedelten sich in Wien an.
51 der 82 Unternehmen stammen aus dem Dienstleistungsbereich, während nur fünf Produktionsstätten errichtet wurden. Im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) wurde eine erfreuliche Steigerung von sechs auf zwölf Ansiedlungen verzeichnet. Dies ist auch mit ein Grund, warum die Zahl der neu geschaffenen Jobs von 2.180 auf 1.819 gesunken ist. Siegl: "Wir haben uns aus manchen Bereichen, die sehr arbeitsintensiv sind, zurückgezogen, dafür aber hochwertigere Arbeitsplätze geschaffen." Die EU-Erweiterung werde die relative Wettbewerbssituation Wiens nicht verschlechtern, betonte Siegl.