Konflikt zwischen Russland und der Ukraine könnte die Reiselust dämpfen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Berlin. "Wie in einer Ehe" sei das Verhältnis der heimischen Hoteliers zu deutschen Urlaubern, sagt Petra Stolba, Chefin der nationalen Marketingorganisation Österreich Werbung (ÖW): "Man kennt die deutschen Gäste gut, aber man muss sie mit neuen Angeboten überraschen." Die Deutschen bilden nach wie vor die größte Touristengruppe im heimischen Tourismus. Eine wichtige Plattform, um die Nachbarn zum Österreich-Urlaub zu animieren, ist die Internationale Tourismusbörse (ITB) in Berlin, auf der in diesen Tagen rund 10.100 Aussteller aus 189 Ländern präsent sind. 110.000 Fachbesucher werden erwartet, bevor die weltgrößte Tourismusmesse am Wochenende ihre Pforten für das Publikum öffnet.
Österreichs Auftritt verbindet Ursprüngliches und digitale Technologien: Holzmöbel und -Böden sollen Authentizität vermitteln, eine Liftgondel soll Lust auf eine Mountainbike-Tour in den Alpen machen, und mit einem virtuellen Rundgang lässt sich die Wiener Ringstraße erleben.
"Die Deutschen sitzen auf gepackten Koffern"
Um die Position als fünftbeliebteste Destination der Deutschen - hinter Deutschland, Spanien, Italien und der Türkei - zu halten, sind immer größere Anstrengungen nötig: "Der Konkurrenzdruck ist enorm gewachsen. Speziell die deutschen Binnendestinationen verstärken ihre Anstrengungen am Heimatmarkt", sagte Stolba vor Journalisten in Berlin. Die ÖW gibt heuer sieben Millionen Euro für Marketing in Deutschland aus und will Österreich als "Treffpunkt Europas" positionieren.
Auch die Eidgenossen wollen stärker in ihrem Nachbarland präsent sein: Schweiz Tourismus steckt 2014 und 2015 insgesamt sieben Millionen Franken (umgerechnet 5,8 Millionen Euro) in die Werbekampagne "Grüezi Deutschland". Damit soll die wichtigste ausländische Gästegruppe, deren Zahl wegen des starken Frankens im Vergleich zu 2008 geschrumpft ist, wieder zurückgeholt werden. In Österreich nimmt die Zahl deutscher Urlauber dagegen nach Rückgängen seit zwei Jahren wieder zu, und diese Entwicklung könnte sich heuer fortsetzen. "Die Deutschen sitzen auf gepackten Koffern", sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands, Jürgen Büchy, auf der ITB.
Visa-Beschränkungen könnten Tourismus treffen
Wirtschafts- und Tourismusminister Reinhold Mitterlehner betonte am Mittwoch in Berlin, dass das Ende des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren bedeutend für den heimischen Tourismus war: "Osteuropäer sind zu Stammgästen geworden, die Gästezahl aus diesen Ländern hat sich in den vergangenen 20 Jahren vervierfacht." Die meisten Urlauber aus diesen Ländern kommen in der Wintersaison, in der Sommersaison gebe es noch großes Potenzial, so Mitterlehner. Die Zahl der russischen Urlauber in Österreich hat sich seit 2005 auf zuletzt mehr als 510.000 verfünffacht. Zwar machen die Nächtigungen von Russen nur 1,5 Prozent der gesamten Nächtigungen aus, sie gelten aber als ausgabefreudig.
Die Reiselust dämpfen könnte allerdings die Unsicherheit durch die angespannte Situation in der Ukraine: "Krisen färben auf die allgemeine Reiselust ab, die Situation in der Ukraine könnte natürlich Auswirkungen haben", sagt Stolba. "Wir stecken in einer brandgefährlichen Situation", so Mitterlehner. Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland könnte dem Tourismus und der Wirtschaft in Europa Schaden zufügen. Deshalb tritt der Minister für eine Lösung am Verhandlungstisch ein, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. "Werden Konten eingefroren und Visa-Erleichterungen ausgesetzt, so trifft das den heimischen Tourismus", sagt Mitterlehner. Tourismus-Obmann Johann Schenner warnt: "Wenn Russen kein Visum für Österreich bekommen, weichen sie auf andere Destinationen aus. Verlorene Gäste wieder zurückzuholen, ist schwierig."