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Kampf um die Deutschen

Von Sophia Freynschlag aus Berlin

Wirtschaft

Die Gäste aus dem Nachbarland bleiben immer kürzer.


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Berlin.Österreichs Touristiker wollen auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin mehr deutsche Gäste für einen Österreich-Urlaub begeistern.

"Die Bindung von Urlaubern aus Hauptherkunftsmärkten wie Deutschland und Belgien zum Urlaubsland Österreich ist zwar da, die Aufenthaltsdauer wird aber immer kürzer", sagte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner am Mittwoch vor Journalisten auf der ITB.

"Deutschland ist der einzige Herkunftsmarkt, wo Österreich in den vergangenen zehn Jahren zehn Prozent der Nächtigungen verloren hat", so Johann Schenner, Tourismusobmann in der Wirtschaftskammer Österreich. Sorgten die Deutschen 2000 noch für 52,3 Millionen Nächtigungen, waren es 2011 nur mehr 47,4 Millionen. Die Ankünfte legten jedoch von knapp 10 Millionen auf fast 11 Millionen zu.

Den Nächtigungsrückgang können mehr Urlauber aus Russland oder Rumänien aber nicht wettmachen: Mehr als die Hälfte der Nächtigungen von Ausländern kommen von Deutschen.

Österreich hat mehr zu bieten als Sommerfrische

"Deutschland ist führend bei der Reiseintensität und daher ein heiß umkämpfter Markt", sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich Werbung (ÖW). Die Konkurrenz für Österreich reicht von der Nordsee bis München - jeder dritte Deutsche urlaubt im eigenen Land. Deutsche fahren im Winter auch gerne nach Frankreich und Südtirol, während die Schweiz aufgrund des starken Frankens für Urlauber teurer geworden ist. Außerdem konkurriert Österreich mit den "Sonne-und-Strand"-Destinationen wie Spanien.

"Österreich hat in Deutschland das Image eines Sommerfrischelandes, das schön, aber fad und leicht verstaubt ist", sagt Mitterlehner. Die 2008 gestartete Imagekorrektur beginnt laut Stolba zwar schon zu greifen, braucht aber Zeit. 13 Prozent des ÖW-Marketingbudgets von heuer 52 Millionen Euro werden für den deutschen Markt aufgewendet. Die ÖW will das Land mit der Kampagne "Ankommen und aufleben" als Destination positionieren, wo Gäste Ruhe finden.

Die Ausgaben der deutschen Gäste in Österreich stiegen im Vorjahr laut einer Commerzbank-Studie um acht Prozent auf mehr als 6,5 Milliarden Euro. "Damit geben die Deutschen bei uns fast gleich viel wie in Spanien aus", sagt Stolba. "Die Aufenthaltsdauer wird man nicht verlängern können, aber wir müssen unseren Marktanteil in Deutschland halten", sagt sie.

Im Vorjahr blieb der Marktanteil bei Haupturlaubsreisen von Deutschen stabil bei 5,2 Prozent, wie aus der Deutschen Reiseanalyse hervorgeht.

Für die gesamte Wintersaison (November 2011 bis Ende April 2012) erwartet Mitterlehner aufgrund der guten Schneelage, dass die Nächtigungen um rund 0,6 Prozent steigen.