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Kampf um die Digitale Dividende ist entschieden: Verlierer ist der ORF

Von Konstanze Walther

Analysen

Die Studie kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Die Vergabe der freigewordenen Frequenzen an den Rundfunk wäre "nicht gerechtfertigt". Klare Worte, obwohl gemunkelt worden war, dass die Studienautoren nur verschiedene Szenarien prüfen sollten - nach dem Motto: "Was wäre wenn - 1 und 2."


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Zur Diskussion standen zwei Gebrauchsmöglichkeiten: Entweder man versteigert die Frequenzen an den Mobilfunk. Dann kann der Staat einerseits zusätzliche Einnahmen kassieren (wie viel die Auktionsteilnehmer jeweils bieten werden, traut sich allerdings niemand seriös abzuschätzen). Andererseits wird es durch die Frequenzen möglich, jene Hälfte der Bevölkerung mit leistungsstarkem Internet zu versorgen, die bisher darauf verzichten musste. Denn die Verlegung von Glasfasernetzen rentiert sich nur in städtischen Ballungsgebieten. Bewohner des ländlichen Teil von Österreich lassen sich entweder beim Gebrauch des Internets via schmalbandigem Kupferkabel viel Zeit. Oder sie geben den nörgelnden Kindern nach, die durch die Facebook- und Youtube-Welt surfen wollen - und ziehen dorthin, wo es Internet gibt: in die Stadt. Damit die Kids nicht unter der digitalen Kluft leiden. Manche Soziologen vertreten die - nicht von der Hand zu weisende - These, dass, wer Zugang zum Internet hat, bessere soziale und wirtschaftliche Entwicklungschancen hat. Jene ohne Internet bleiben innerhalb der Wissensgesellschaft auf der Strecke.

Angesichts dieser Tatsachen ist es schwierig, für eine Vergabe an den Rundfunk zu argumentieren. Der ORF wollte zumindest einen Teil der freigewordenen Frequenzen weiterhin in seiner Obhut wissen. Die Sendungen sind zwar schon komplett digitalisiert. Aber sechs Prozent der österreichischen Bevölkerung sehen noch immer auf terrestrischem Weg anstatt über Satellit oder Kabel. Die terrestrischen Frequenzen bleiben übrigens unangetastet - wer will, kann auch in Zukunft auf diesem Wege schauen. Doch während man digital Sendungen bereits in High Definition (HD) empfangen kann, geht das für die Antennen-Seher nicht. Der ORF wollte nun die Digitale Dividende, um HD für den terrestrischen Betrieb einzurichten.

Die HD-Auflösung kann der Zuseher erst ab einer gewissen Bildschirmgröße (etwa 37 Zoll - fast ein Meter Bildschirmdiagonale) wahrnehmen. Es gibt zwar keine Studien darüber, aber es ist anzunehmen, dass jeder, der sich für Fernsehen interessiert und einen dementsprechend großen Bildschirm hat, vor allem via Kabel oder Satellit empfängt - und damit eine ganze Latte an ausländischen Programmen.

Allerdings sind in digitalisierten Haushalten die Marktanteile des ORF (bei der Wahl der gesehenen Programme) ungleich geringer als bei jenen mit terrestrischer Antenne. Der HD-Ballon war wohl ein Versuch, diese Kunden noch zu halten - und damit die Werbeeinnahmen zu stabilisieren.

Siehe auch:Mobiles Breitband-Internet für alle?