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Kampf um grüne Schule

Von Christoph Rella

Politik

Parkgarage mit 252 Plätzen geplant. | Kinder wollen sich an Bäume ketten. | Wien. Was für viele Wiener Autofahrer ein Segen ist, ist für den Grünen Mike Zellinger, Schamane und "Heiler" aus Dornbach, ein Fluch. Es geht um eine geplante neue Tiefgarage in der Geblergasse im 17. Bezirk. Das wäre wohl nicht weiter schlimm, wenn da nicht jene 14 Bäume wären, die dem Projekt "im Wege stehen", wie Zellinger im Rahmen einer Demonstration vor dem Bezirksamt Hernals sagt.


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Bis 18.45 Uhr haben sich am Montagabend rund 50 Protestierende vor der Bezirksvertretung eingefunden. Es werden Transparente entrollt und Petitionen unterschrieben. Zellinger sorgt mit Gesängen und Trommelwirbel für die richtige Stimmung. Besonders ärgert den Schamanen die Tatsache, dass die Garage just unter dem Schulhof des örtlichen Gymnasiums errichtet werden soll. Denn: Sollten die Pläne realisiert werden, so dürften im Juni 2010 die ersten Bagger auffahren und den beschaulichen Hof für mindestens ein Jahr in eine Baustelle verwandeln, so die Befürchtung. In diesem Fall will man sich sogar an die Bäume ketten. Freiwillige gibt es schon: "Ich finde, das ist eine gute Idee", meint etwa der 11-jährige Severin.

21.800 Euro pro Platz

Im Amtsgebäude selbst stellen zur gleichen Zeit die Befürworter der neuen "Wohnsammelgarage Geblergasse" das Projekt der Öffentlichkeit vor. Der Festsaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die Hälfte der Zuhörer sind Kinder und Schüler.

Die Pläne für die Tiefgarage sind auf großen Schautafeln ausgehängt. Vorgesehen sind 252 unterirdische Stellplätze für die Anrainer sowie 20 bis 25 Kurzzeit-Parkplätze. Begründet wird der Neubau vonseiten der Bezirksvertretung mit der geplanten Errichtung eines neuen Wohnhauses an der Hernalser Hauptstraße 63. Neue Wohnungen bedeuten zusätzliche Autos. Und um von der Stadt Förderungen für die Garage - 21.800 Euro pro Stellplatz - lukrieren zu können, müssen laut Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer 20 Prozent der Parkplätze im Bezirk "von der Oberfläche in den Untergrund verschwinden. Hernals ist sehr dicht bebaut und gerade am Wochenende ist bei uns die Parkplatznot groß."

Den Preis für einen Dauerparkplatz hält Pfeffer mit 76,50 Euro für angemessen. Von dem Vorschlag der Garagengegner, die Kurzparkzone und damit die Parkpickerl-Pflicht auf ganz Hernals auszuweiten, hält sie nichts. Dass dies nicht gehe, hätten ähnliche Fälle in anderen Bezirken bewiesen. Und was geschieht mit den Bäumen? "Der Bestand wurde von einem gärtnerischen Gutachter geprüft. Teilweise sind einige Bäume nicht gesund. Diese werden nach Fertigstellung der Garage aber eins zu eins nachgepflanzt", versichert die Bezirkschefin. Und an die Demonstranten gerichtet, sagt sie: "Es ist bedrückend, wie die Kinder und Lehrer von den Grünen parteipolitisch instrumentalisiert werden."

Dieser Argumentation kann wiederum der grüne Hernalser Bezirksrat Jörg Ehrntraut draußen vor der Haustüre nicht folgen. Zellingers Getrommel zwingt den Politiker, zu schreien: "Wir wissen, dass außer die Grünen alle Bezirksparteien für die Garage sind. Auch wenn wir das Projekt politisch nicht verhindern können, so werden wir es gemeinsam mit der Bevölkerung schaffen." Das betroffene Gymnasium Geblergasse wollte hierzu keine Stellungnahme abgeben.