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Kampf um Mannesmann geht in die Endrunde

Von Peter Lessmann, Düsseldorf

Wirtschaft

Der verbale Schlagabtausch zwischen den Vorständen von Mannesmann und Vodafone ist vorbei: Im Übernahmekampf um den Düsseldorfer Traditionskonzern haben jetzt die Anteilseigner das Wort. Mit der | offiziellen Vorlage des Kaufangebotes durch den britischen Mobilfunkbetreiber Vodafone Airtouch an die Mannesmann-Aktionäre am Donnerstag geht der bisher größte Übernahmekampf der | Wirtschaftsgeschichte in die alles entscheidende Runde.


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Noch rechtzeitig zu Weihnachten hat Vodafone-Chef Chris Gent den Mannesmann-Aktionären das erwartete Präsent auf den Gabentisch gelegt: 53,7 Vodafone-Aktien im Austausch für ein Papier der

Mannesmann AG. Das sind zum Kurs der Vodafone-Papiere am 17. Dezember 1999 umgerechnet 1.893 Mrd. Schilling. Ein fairer Preis, sagen die einen · zu billig, befinden die anderen.

"Mit der Annahme des feindlichen Angebotes würden Werte zerstört, die unseren Aktionären gehören", weist Mannesmann-Chef Klaus Esser noch einmal die Offerte von Vodafone zurück. Kritisiert wird

außerdem das Fehlen einer Barabfindung. Mannesmann sei mindestens 330 Euro wert, und zwar in bar, argumentiert Esser. Vodafone bietet 266,4 Euro in eigenen Aktien · gemessen am Schlusskurs vom 17.

Dezember. Sinkt oder steigt der Kurs, sinkt oder steigt auch der rechnerische Übernahmepreis.

Bis Anfang Februar 2000 wird sich entscheiden, ob der kauflustige britische Manager Gent künftig in der Konzernzentrale am Mannesmannufer in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt das Sagen

haben wird. Mit ihrer Entscheidung besiegeln die Aktionäre zugleich das Schicksal von Mannesmann-Chef Esser.

Gelingt die Übernahme, ist seine vielversprechender Karriere als erster Mann von Mannesmann beendet. Denn in einem Verbund Vodafone/Mannesmann wäre für Esser kein Platz. Wie kaum ein anderer hatte

sich der 51-Jährige in den vergangenen Wochen immer wieder gegen das Kaufoffert der Briten gestemmt und Gespräche über eine einvernehmliche Lösung mit Vodafone zurückgewiesen.

Fast verächtlich blickt Esser auf die seiner Meinung nach im Vergleich zu Mannesmann dürftigen Gewinnaussichten bei Vodafone: 18% gegenüber über 30%, und er folgert: Ein Aktientausch ist schlechter

Deal für die Aktionäre.

Vodafone-Chef Gent hält dagegen und sieht in dem neuen Verbund nur Positives: Der Zusammenschluss sei von bestechender Logik. "Zusammen werden sich uns größere Chancen eröffnen und wir werden in der

Lage sein, ein schnelleres Wachstum für die Aktionäre zu generieren."

Doch die alles entscheidende Frage lautet, welche Botschaft kommt bei den Aktionären besser an? Keiner der Streithähne befindet sich derzeit auf der sicheren Seite. Neben dem Anteilspaket des

ehemaligen Orange-Großaktionärs Hutchinson Whampoa (10%) aus Hongkong und einigen Prozenten Belegschaftsaktien kann Mannesmann keinen weiteren sicheren Kandidaten präsentieren.

Die institutionellen Investoren in Deutschland neigen zur Ablehnung. Im Ausland, wo sich rund 60% der Anleger befinden, gibt es aber nicht wenige, die zum Tausch bereit sind. Doch von den "50% plus",

die Gent anstrebt, scheint auch Vodafone noch weit entfernt.