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Studie nimmt Einstellungen zu 1918 und 1938 unter Lupe. | Anschluss: | Widerstand wäre | besser gewesen. | Wien. Die gute Nachricht vorweg: Das Interesse der Österreicher an der Zeitgeschichte ist in den vergangenen 20 Jahren stark gestiegen. Das zeigt eine Studie des Instituts GfK Austria, die anlässlich des heurigen Gedenkjahres die Einstellungen der Bevölkerung im Zeitvergleich zu 1987 untersuchte.
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Konkret stieg der Anteil derjenigen, die sich für Zeitgeschichte interessieren, von 38 Prozent 1987 auf 49 Prozent 2008. Nach Parteipräferenzen weisen Grün-Anhänger das höchste, SPÖ-Wähler dagegen das geringste Interesse auf.
Während sich in den Rückblick auf das Ende der Monarchie durchaus ambivalente Gefühle mischen - allerdings weitgehend frei von Nostalgie -, erscheinen die folgenden "noch schlechteren Zeiten", so Studienleiter Peter Ulram, heute in einem eindeutigen, negativen Licht.
Am Anschluss an Hitler-Deutschland 1938 vermag - wie schon 1980 - heute bis auf eine hartnäckige einstellige Minderheit niemand etwas Positives finden. Gespalten sind dagegen die Meinungen über die Vermeidbarkeit des Anschlusses. Heute glauben zwei Drittel, dass dies bei einer Kooperation aller Parteien zu verhindern gewesen wäre; vor 20 Jahren waren nur 46 Prozent dieser Überzeugung. Ähnlich auch die Standpunkte in der Frage, ob Österreich beim Einmarsch deutscher Truppen Widerstand hätte leisten sollen: 2008 sind davon 53 Prozent überzeugt, 1980 nur 28 Prozent.
Eine hartnäckige Minderheit findet sich auch bei den Leugnern des NS-Judenmords: 2007 wollten noch immer 7 Prozent von der Shoah nichts wissen, aber immerhin: 1980 waren es noch 15 Prozent.
In dieses Bild passt auch die Entwicklung der Antworten auf die Frage, für welche Werte sich zu kämpfen lohne: 1955 waren nur 56 Prozent der Österreicher bereit, für die persönliche Freiheit zu kämpfen, 2004 waren es bereits 88 Prozent. Ähnlich auch die Werte für Demokratie (40 zu 83 Prozent) sowie nationale Unabhängigkeit (50 zu 71 Prozent).
Das Wissen um die Vergangenheit sei in Österreich "nicht überragend, aber im guten europäischen Mittelfeld". Sattelfest seien die Österreicher vor allem in Fragen der NS-Zeit; bei der Zwischenkriegszeit gerate die Sicherheit schon ins Wanken und in Sachen Monarchie und 19. Jahrhundert sei es damit weitgehend vorbei.
Einstellungen zum Ständestaat waren nicht Gegenstand der Untersuchung.