Gestern vor 508 Jahren entdeckte Kolumbus Amerika - das wird zumindest in diesen Tagen in den USA und in Kanada gefeiert. In Wahrheit lebten auf diesem Kontinent aber schon lange Menschen, deren Rechte heute noch immer nicht anerkannt sind. Aus diesem Grund übergaben der Obmann der Gesellschaft für bedrohte Völker - Österreich (GfbV), Peter Schwarzbauer, und Chief Arthur Manuel von den Shuswap in Britisch-Kolumbien, einen offenen Brief an einen Vertreter der kanadischen Botschaft, in dem Kanada aufgefordert wird, die Rechte der indigenen Bevölkerung endlich anzuerkennen.
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Das Bild, das die internationale Gemeinschaft von Kanada habe, sei falsch, so Chief Manuel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Die Rechte der Urbewohner würden nicht anerkannt. In Menschenrechtsfragen halte sich Kanada nicht einmal an die eigene Verfassung, heißt es in dem Brief der GfbV. Die Regierung in Ottawa wird darin aufgefordert, die Beziehungen zu den Indigenen "auf eine Basis zu stellen, die eines reichen, demokratischen Landes würdig ist".
Vor nunmehr 20 Jahren wurden die Rechte der indigenen Völker als Artikel 35 in die Verfassung aufgenommen. Eine nähere Definition gibt es allerdings nicht, weshalb vielfältige Auslegungen möglich sind. Selbst nach zwei Gerichtsurteilen, die zu Gunsten der Indigenen gefällt wurden, sei die kanadische Regierung nicht bereit, ihre Politik in Sachen indigene Bevölkerung zu überdenken, erläuterte Manuel.
Gegen Indigene wird in Kanada sogar mit Gewalt vorgegangen, berichtet der Chief. Fischer, die versuchten ihre "illegalen" Reusen vor der Zerstörung durch Weiße zu schützen, seien von einem Motorboot gerammt und teilweise schwer verletzt worden. "Die Regierung versucht unsere Hoffnungen für die Zukunft zu zerstören", so der Shuswap.
Nach der Übergabe des Briefes in der kanadischen Botschaft zeigten sich GfbV-Obmann Schwarzbauer und der Chief optimistisch, dass dies ein wichtiger Schritt gewesen sei. Aber der Kampf geht weiter.
Heute Abend wird Chief Manuel ab 19 Uhr an der Wiener Universität für Bodenkultur über die Situation der Urbevölkerung Kanadas berichten.
"Words from the Edge" - indigene Dichter in Wien
Auch Vertreter anderer indigener Völker sind zur Zeit in Wien, genauer gesagt vier Dichter bedrohter Stammesvölker, auf Einladung der GfbV: Ein Maori aus Neuseeland, eine Sami aus Norwegen, ein Cheyenne aus den USA und eine Meitei aus Indien.
Bei einer Pressekonferenz betonte LAbg. Michael Ludwig, Vorsitzender des Verbandes Wiener Volksbildung, wie wichtig solche interkulturellen Veranstaltungen seien, da sie "für eine tolerantes Miteinander werben".
Morgen werden an der VHS Hietzing von 15 bis 18 Uhr Lesungen der Gäste stattfinden.
Nähere Informationen zur Veranstaltung erhalten Sie bei der VHS Hietzing, Tel. 01/804 55 24-0.