McCain will faule Hypotheken mit 300 Milliarden stützen. | Obama kritisiert kostenintensiven Einsatz im Irak. | Nashville/Wien. Wenn John McCain die US-Präsidentschaftswahl gegen seinen Konkurrenten Barack Obama verlieren sollte, so sind sich viele Experten einig, dann wegen der schwelenden Finanzkrise. Schließlich wird die von seinem republikanischen Parteikollegen George W. Bush gestellte Regierung dafür verantwortlich gemacht. Dementsprechend heikel war für McCain das TV-Duell mit Obama, das sich großteils um die erschütterte amerikanische Wirtschaft drehte.
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Wenig überraschend lenkte der demokratische Kandidat sofort das Feuer dorthin, wo es McCain weh tat: Die "schlimmste Finanzkrise seit der Großen Depression" (der Weltwirtschaftskrise ab 1929) sei das "endgültige Urteil über die verfehlte Wirtschaftspolitik der vergangenen acht Jahre", sagte Obama. Und genau diese Politik habe McCain dadurch unterstützt, dass er jahrelang für die Deregulierung der Finanzmärkte eingetreten sei.
McCain parierte diesen Angriff mit einem Ausweg aus der Krise, der so gar nicht zu seinem wirtschaftsliberalen Credo passen wollte. Die Regierung solle die faulen Hypotheken aufkaufen und sie zu den aktuellen - niedrigeren - Immobilienpreisen neu bewerten. Anschließend sollten die aufgekauften Hypotheken festverzinst werden. Kostenpunkt wären 300 Milliarden Dollar (220 Mrd. Euro).
Offenbar war dieser Schwenk hin zum Obama-Lager McCains Strategie des Abends, wie sich später zeigte. Beim Thema Steuerpolitik warf McCain seinem Rivalen vor, größere Steuererhöhungen zu planen und dabei zu sehr auf großangelegte Regierungsprogramme zu vertrauen. Er hingegen würde mehr tun, um Washington wachzurütteln und Kooperationen in der Hauptstadt vorantreiben. "Ich bin nachweislich jemand, der mit beiden Parteien arbeitet", sagte McCain. "Die Situation, vor der wir heute stehen, schreit nach einer parteiübergreifenden Lösung. Doch Senator Obama hat sich noch bei keinem einzigen Thema mit den Anführern seiner Partei angelegt."
Falscher Krieg
Auch beim Thema Außenpolitik gerieten Obama und McCain aneinander. Der Demokrat bezeichnete den US-Einmarsch im Irak als kapitalen Fehler, da das Zweistromland nichts mit den Terroranschlägen 9/11 zu tun gehabt habe. Auch kritisierte Obama die enormen Kosten, die das militärische Engagement im Irak verursache: Monatlich zehn Milliarden Dollar - Geld, das die USA nötiger zur Reparatur des maroden Finanzsystems bräuchten.
Al Kaida und Osama bin Laden säßen unterdessen unbehelligt im afghanisch-pakistanischen Grenzland, kritisierte Obama, der mehr US-Soldaten an den Hindukusch schicken will. Sollte sich Pakistan, so Obama, bei der Bekämpfung der Terroristen als nicht kooperativ erweisen, dann müssten die Vereinigten Staaten dort im schlimmsten Fall mit Gewalt durchgreifen.
Radikaler Obama
McCain, der während der Diskussion immer wieder auf seine Erfahrung als Soldat verwies, kritisierte den von den Demokraten geforderten Rückzug aus dem Irak. Die Linie Obamas käme einer Niederlage gleich. Auch die Obama-Vorschläge zur Bekämpfung der Terroristen in Pakistan verwarf McCain. Der Demokrat würden hier eine große Lippe riskieren und damit den Verbündeten verärgern, so McCain, der sich dafür aussprach, die pakistanische Bevölkerung auf die Seite der USA zu bekommen. Gegen den Vorwurf der Verbalradikalität setzt sich Obama zur Wehr, indem er McCain daran erinnerte, das dieser einst öffentlich ein Beachboys-Lied mit dem Text "Bomb, bomb, bomb Iran" geträllert hätte.
In der Frage der Vorgangsweise gegen Teheran warf McCain Obama vor, dass sich dieser, ohne Bedingungen zu stellen, an den Verhandlungstisch setzen wolle. Er, McCain, favorisiere hier eine kompromisslose Vorgangsweise.