Ausgefallene Anlageideen gibt es viele: Fußballer, alte Weine, Computerspiele - und eben auch solche Fonds, die explizit in nicht politisch korrekte Themen investieren.
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Auf der Suche nach einem breiteren Anlagespektrum finden Investoren oft ausgefallene Wege. Das war schon immer so, aber wegen des größeren Risikos, das solche Nischenthemen bergen, werden diese nicht immer weitläufig publiziert. Allerdings scheint es, als wäre nach der Krise der Bedarf an "alternativen Anlagen" noch ein bisschen gestiegen.
Ein Problem war nämlich, dass Anlageklassen, die in ihrem Krisenverhalten sehr unterschiedlich sein sollten, plötzlich gemeinsam abgestürzt sind. Einerseits lag das daran, dass die Zusammenhänge bisher nicht unter so extremen Bedingungen getestet worden waren und andererseits zu viele Investoren auf einmal aus manchen Investitionen ausgestiegen sind, was zu einer Sogwirkung nach unten geführt hat.
Keine Anlageform widersetzt sich "garantiert" dem Trend, denn wirtschaftlich hängt alles irgendwie zusammen. Die Wein-Investmentfirma Vanquish Wine betont aber, dass "Anlagen in exzellente Weine über die vergangenen fünf Jahre besser abgeschnitten haben als die meisten globalen Indizes" und "jetzt das ideale alternative Investment" seien. Genau in diese "vergangenen fünf Jahre" ist bekanntlich die Finanzkrise gefallen. Die Pressemitteilung sagt nicht, dass der Wein-Fonds in der Zeit einen echten Ertrag erwirtschaftet hat - er hat nur im Vergleich zu anderen Märkten "besser" abgeschnitten. Und wie jedem Fonds-Prospekt (egal welcher Investition) zu entnehmen ist: "Historische Erträge sind keine Garantie für die zukünftige Entwicklung eines Investment."
Die Wein-Experten stellen eine Auswahl an edlen Tropfen zusammen und lagern diese fachgerecht. Periodisch wird dann der Wert der Weine bestimmt. Die Firma sagt, die Nachfrage steigt ständig - auch durch eine aufkommende Mittel- und neue Oberschicht in den Schwellenländern: Also auch hier wieder eine kleine Abhängigkeit von globalen wirtschaftlichen Zusammenhängen. Und natürlich müssen sich Investoren über solche Sonderanlagen, die meist weniger reguliert sind als herkömmliche Fonds, auch die darin enthaltenen Risiken noch viel genauer ansehen als sonst.
Oldtimer - ohne Garage
Wer es lieber sportlich mag, der kann auch in Fußballer investieren, wo sich Fonds um die Transferrechte von Spielern bemühen und dann durch die Wertsteigerung eines Spielers Gewinne erzielen können. Andere Investoren wiederum setzen auf Oldtimer. Damit sie nicht zur Anlage noch eine neue Garage kaufen müssen, setzen sie auf Fonds, die in solche alte Werte investieren.
Moralisch bedenklich könnte man den Ansatz von "Vice Funds" oder "Sündenfonds" nennen, die gezielt in Firmen investieren, die mit einer der sieben Todsünden in Verbindung gebracht werden können. Die Argumentation ist, dass Glücksspiel, Suchtmittel, Pornographie oder Waffen risikoresistent sind und solche Firmen deshalb langzeitig bestehen werden. Allerdings hat ein Vice Fund der vorwiegend in Tabak (Philip Morris, British American Tobacco), Alkohol (Carlsberg, Diageo) und "Verteidigung" (Lockheed Martin, Nothrop Grumman) investiert hat, 2008 ordentliche Verluste von mehr als 41 Prozent eingefahren. Sichere Investitionen gibt es also nicht - nicht einmal wenn sie sündhaft sind.
Barbara Ottawa ist freie Journalistin und berichtet vorwiegend über Investitionen und Pensionskassen.