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Kann zu viel Speck den Job kosten?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Hooters drohte Kellnerin wegen ihres Gewichts mit Kündigung. | 28 Flugbegleiter von Turkish Airlines auf Diät gesetzt. | Wien. Wer eine Filiale der US-Restaurantkette Hooters ansteuert, den erwarten saftige Hamburger, knusprige Chickenwings - und nicht minder knackige Kellnerinnen. Hier servieren traditionell langbeinige Schönheiten in engen orangefarbenen Hotpants und tief ausgeschnittenen weißen Tanktops mit einem stets strahlenden Lächeln.


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Nun, einer dieser Serviererinnen, sicher nicht der ersten, drohte Hooters vor kurzem mit der Kündigung, falls sie ihr Gewicht nicht reduziere. "Abspecken" also oder rausfliegen. Die Betroffene - eine 20-Jährige, die bei einer Körpergröße von 1,72 Metern knapp 60 Kilo auf die Waage bringt - wollte sich das Gängeln ihres Arbeitgebers nicht gefallen lassen. Sie schaltete mehrere Anwälte ein und ging mit ihrem Fall - er trug sich in den USA zu - an die Öffentlichkeit. Dem Fernsehsender Fox News sagte sie: "Ich finde es furchtbar, was sie jungen Frauen antun."

Die Causa sorgte landesweit für Empörung. Und das war wohl auch der Grund, warum Hooters rasch zurückruderte und die junge Dame dort noch immer als Kellnerin arbeitet. Freilich: Verständnis für die öffentliche Aufregung hatte Hooters keines. Die Firmenzentrale in Atlanta betonte nämlich: "Unsere Praxis, ein einheitliches Erscheinungsbild der Hooters-Girls zu garantieren, das auf Aussehen, Ausstrahlung und Fitness basiert, ist sowohl legal als auch fair."

Nur schwer zu beweisen

In Österreich ist Hooters als international tätiges Unternehmen ebenfalls vertreten. Von einem Fall wie in den USA oder gar arbeitsrechtlichen Prozessen gegen Hooters hat die Arbeiterkammer (AK) hierzulande allerdings noch nichts gehört. Auch von anderen Betrieben, wo das Aussehen der Mitarbeiter eine nicht unwesentliche Rolle spielt (in der Gastronomie, bei Airlines oder in Mode-Shops), "ist uns da nichts bekannt", sagt Günter Köstelbauer von der AK-Arbeitsrechtsberatung.

Dass eine Kündigung wegen zu viel (oder zu wenig) Körpergewicht möglich wäre, ist für die heimische Arbeitswelt deshalb aber nicht auszuschließen. Gerechtfertigt wäre eine solche Kündigung jedoch nicht, weil das dahinterstehende Motiv gegen das Gleichbehandlungsgesetz verstoßen würde, so Köstelbauer. Der Haken dabei: Für eine erfolgreiche Anfechtung müsste der Betroffene vor Gericht den Beweis antreten, dass die Kündigung aufgrund seines Gewichts ausgesprochen wurde. Doch wie in vielen anderen Fällen, wo Kündigungen bekämpft werden, wäre das "sehr schwierig", sagt Köstelbauer. Denn der Arbeitgeber sei rechtlich nicht verpflichtet, eine Kündigung zu begründen - weder mündlich noch schriftlich.

Zur Diätkur verdonnert

Bei Flugbegleitern sind Fragen des Gewichts (und der Größe) besonders sensibel. Stewardessen und Stewards gehören nicht nur zur "Visitenkarte" einer Airline. Sie müssen auch die Fähigkeit haben, sich an Bord jederzeit so bewegen zu können, dass die Sicherheit der Passagiere gewährleistet ist (etwa in Erste-Hilfe-Fällen oder bei der Betreuung bei Notrutschen).

Wie brisant Gewichtsfragen beim Jobben in den Lüften sind, zeigt das Beispiel Turkish Airlines. Dort wurden kürzlich 28 Flugbegleiter (13 Frauen und 15 Männer) wegen zu hohen Gewichts vom Dienst freigestellt. Britischen Medien zufolge dürfen alle erst dann wieder an Bord, wenn sie die verordnete Diät erfolgreich absolviert haben.

Ob so wie bei Hooters mit Kündigung gedroht wurde, ist offen. Ein Steward muss jedenfalls zehn Kilo wegbringen, derzeit soll er 106 Kilo wiegen.

"Keine Gewichtslimits"

Bei der AUA gebe es derlei Praktiken "definitiv nicht", wie Pressesprecher Michael Braun versichert. "Wir haben auch keine Gewichtslimits nach oben oder unten." Grenzen gebe es allerdings "dort, wo es um Sicherheitsthemen geht", betont Braun. Falls eine Stewardess oder ein Steward wirklich zu dick sein sollte, wäre eine "Versetzung in einen anderen Dienstbereich möglich".

Einmal pro Jahr müssen AUA-Flugbegleiter zum Betriebsarzt. Laut Braun werden sie dabei unter anderem auch in Gewichtsfragen beraten. Dazu ein pikantes Detail: Bei vielen jungen AUA-Stewardessen ist nicht zu viel, sondern eher zu wenig Gewicht das Problem.