ÖVP-Kandidat Andreas Khol gibt nichts auf seine schlechten Umfragewerte. Mit Blicken in sein Privatleben kann er gut leben.
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Wien. Es ist ja nicht so, als ob Andreas Khol nicht gewusst hätte, auf was er sich da einlässt. Knorrig ist er und kantig, schlagfertig, erfahren und gebildet auch, aber eben kein Sympathieträger. Das weiß Khol selbst wahrscheinlich am besten. Die Hoffnung, dass es am Ende nicht um Sympathie, sondern um Kompetenz gehen würde, ließ ihn der Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten zustimmen.
Seitdem rennt und wahlkämpft Khol kreuz und quer durch Österreich. Von den miesen Umfragewerten lässt er sich dabei nicht die gute Laune verderben.
"Wiener Zeitung": Herr Khol, zum Start des Intensivwahlkampfs wollten Sie und Ihr Team die Wahlentscheidung weg von einer emotionalen Bauch- hin zu einer Vernunftentscheidung bringen. Ist Ihnen das eine Woche vor dem Wahltag gelungen?Andreas Khol: Das wird man erst am Wahltag sagen können. Was ich schon jetzt beurteilen kann, ist, dass die gesamte ÖVP die Wählermobilisierung sehr professionell vorantreibt, und das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt. Am Dienstag waren in Oberösterreich sämtliche Bürgermeister, Ortsobleute und Funktionäre versammelt, allein der Seniorenbund hat hier 50.000 Hausbesuche absolviert und für mich geworben. Das Gleiche gilt für Niederösterreich und auch im dritten großen Bundesland, der Steiermark ist die Mobilisierung voll im Gange. Kurz: Ich bin sehr zuversichtlich.
Wenn es tatsächlich so gut für Sie läuft, warum bewegen sich dann Ihre Umfragewerte nicht nach oben? In der Wahlzelle könnten deshalb wankende bürgerliche Wähler Frau Griss allein aus dem Grund die Stimme geben, weil sie dieser eine höhere Chance zurechnen, die Stichwahl zu erreichen.
Man muss sich die Umfragen schon genauer anschauen. Die Telefonumfragen mit 400 Teilnehmern mancher Institute sind absolut wertlos. Was die größeren Umfragen angeht, werden diese selbst von ihren Machern so interpretiert, dass der Unsicherheitsfaktor nach wie vor sehr groß ist. 30 Prozent von denen, die wählen gehen wollen, sind demnach noch unentschlossen, wen sie am Wahltag wählen sollen. Das ist die Zielgruppe, die ich für mich in den letzten Tagen mobilisieren will.
Ihr Wahlkampf läuft alles andere als rund, wenn man die mediale Berichterstattung als Maßstab heranzieht. Vor allem Ihre Rolle bei Schwarz-Blau wird intensiv und kritisch thematisiert. Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?
Wenn jemand so lange in der Politik ist wie ich - seit 1983 im Nationalrat und seit 1993 in der Spitzenpolitik -, dann sammelt man auf diesem Weg schon seine Partner ein, und das umso mehr, wenn man wie ich über eine gewisse Kantigkeit verfügt. Aus meiner Sicht sind das Diskussionen, die allein die Journalisten unter sich führen, die Wähler interessiert das überhaupt nicht, davon bin ich wirklich überzeugt. Jedenfalls werde ich darauf nie angesprochen.
Die Medien, vor allem im TV-Bereich, experimentieren in diesem Wahlkampf mit etlichen neuen Formaten. Die Kandidaten müssen teils witzige, teils abstruse Prüfungen über sich ergehen lassen. Ist das noch im Rahmen oder bereits jenseits der Zumutbarkeitsgrenze, wenn es um den Umgang mit dem höchsten Amt im Staat geht?
Ich habe schon meine Grenzen, ich war noch nicht im Dschungelcamp und habe auch nicht, wie es die Gewerkschaftsjugend bei einer Veranstaltung von den Kandidaten verlangte, eine Eierspeis gekocht. Wenn ich nicht ohnehin einen anderen Termin gehabt hätte, hätte ich das wahrscheinlich abgelehnt. Auf der anderen Seite haben die Wähler angesichts einer Persönlichkeitswahl das Recht, die antretenden Personen außerhalb der bestehenden Schablonen kennenzulernen. Von daher ist es in Ordnung, dass die Medien hinter die Fassade ins Privatleben schauen können. Ich habe das auch durchaus selbst aktiv betrieben, um das durchaus bunte Leben des so nicht bekannten Khol zu präsentieren. Von daher kann und will ich mich nicht beklagen, wenn die Medien auch private Details ausbreiten. Es gibt keine indiskreten Fragen, es gibt nur indiskrete Antworten.
Was geschieht mit der Regierung, wenn weder SPÖ noch ÖVP am 24. April den Sprung in die Stichwahl schaffen sollten?
Dann wird man das sehr genau analysieren müssen, allerdings wäre das dann nicht mehr meine Aufgabe.
Ein solches Ergebnis würde eine historische Zäsur bedeuten: Die zurückgenommene Amtsausübung des Staatsoberhaupts gegenüber Parlament und Regierung hing auch damit zusammen, dass der Bundespräsident die Verfassungsrealität zumindest akzeptierte. Wie würde sich die Zweite Republik verändern, wenn erstmals kein Kandidat von SPÖ oder ÖVP in der Hofburg residieren sollte?
Ich werde das dann analysieren, wenn das eintreten würde, was Sie jetzt hypothetisch formulieren. Meine Schlüsse könnten Sie dann im von mir mit herausgegebenen "Jahrbuch für Politik" nachlesen.
Ihr Scheitern im ersten Wahlgang steht im Raum: Haben Sie angesichts dieser Möglichkeit ihr Antreten schon bereut?
Nein, überhaupt nicht. Es ist wirklich so, dass ich den Wahlkampf in vollen Zügen genieße, und das sage ich nicht, weil man das halt so sagt. Meine Frau begleitet mich seit drei Monaten quer durch das Land: So lange waren wir eigentlich noch nie täglich gemeinsam unterwegs. Ich lerne jetzt Orte in Österreich kennen, in die ich sonst nie gekommen wäre. Das ist zugegeben anstrengend, aber auch unglaublich toll.
Letzte Frage: Wer schafft es in die Stichwahl?
Wem das außer mir noch gelingen wird, weiß ich heute leider noch nicht.