Kapitalmarktförderung ist nicht gleichbedeutend mit Wachstumsförderung. So fasste Werner Muhm, Direktor der AK-Wien, eine Wifo-Studie zusammen, die sich mit der Bedeutung von Aktienmärkten für das Wirtschaftswachstum beschäftigt.
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Für die Studie, die in Anlehnung an eine OECD-Erhebung erstellt wurde, haben die Experten des Wifo in 23 OECD-Staaten für den Zeitraum 1970 bis 2000 untersucht, wie stärker aktiendominierte Volkswirtschaften im Vergleich zu Ländern abschneiden, in denen die Finanzierung über das Bankensystem überwiegt, erklärte Muhm am Freitag in einem Pressegespräch.
Das Ergebnis ist überraschend: Werden Preiseffekte herausgerechnet, ergibt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen der Effizienz von Aktienmärkten und dem Wirtschaftswachstum, erklärte Studienautor Franz R. Hahn. Oder anders gesagt: Aktienmärkte liefern demnach so gut wie keinen Beitrag zum Wirtschaftswachstum. Außerdem sind bankendominierte Systeme im Schnitt geringeren Wachstumsschwankungen ausgesetzt, Volkswirtschaften mit starken Aktienmärkten sind instabiler, führt Hahn aus. Aktienmärkte seien also nicht die realwirtschaftlichen Wachstumsmotoren, Wachstumsförderug könne daher nur durch Investitionen in Infrastruktur, Ausbildung von Humankapital und Forschung und Entwicklung erfolgen, so Muhm. Der AK-Direktor bestreitet zwar nicht, dass die Börse wichtige volkswirtschaftliche Aufgaben wie Diversifizierung in der Unternehmensfinanzierung oder als Veranlagungsmöglichkeit für Privatvermögen erfüllt. "Aber in einer wirtschaftspolitischen Diskussion sollte eine realistische Einschätzung der Börsenfunktion statt Euphorie vorherrschen", so Muhm.